London Schimpansenforscherin Jane Goodall wird 80

London · Die Affen können kommunizieren, Gefühle zeigen und Werkzeuge benutzen. Jane Goodall war die erste, die dies belegen konnte.

Die Schimpansin Wounda kann es gar nicht erwarten, aus ihrem Verschlag herauszukommen. Als die Tierpfleger den Schieber öffnen, schwingt sich die von einer schweren Krankheit genesene Affendame auf den Käfig und von dort an den Hals einer älteren Dame. Kurz vor ihrer Auswilderung in die Freiheit nimmt Wounda ihre Retterin noch einmal in den Arm. Die ältere Frau ist "Schimpansen-Mama" Jane Goodall.

Die Engländerin, die wohl so viel wie niemand sonst für das Wohl der Menschenaffen getan hat, wird nächste Woche, am 4. April, 80 Jahre alt. Über die Schimpansenforscherin aus Leidenschaft sind unzählige Artikel und Bücher geschrieben worden. Ein Cartoon des amerikanischen Karikaturisten Gary Larson sagt vielleicht am meisten aus über die Frau, die auf Bildern stets mit Pferdeschwanz und im khakifarbenen Wildhüter-Outfit zu sehen ist. "Schon wieder ein blondes Haar", sagt eine Affendame in dem Cartoon zu ihrem Mann. "Wohl wieder Feldstudien mit dieser Jane Goodall betrieben?"

Feldstudien waren der Ursprung für Goodalls "Affenliebe". 1957 hatte sie nach einer Sekretärinnenausbildung in Großbritannien die Abenteuerlust gepackt. Sie ging nach Kenia und landete im Büro von Louis Leakey, der über die Entstehung der Menschheit forschte. Leakey schickte drei junge Frauen in den Urwald, um die Affen zu beobachten. Jane Goodall war für die Schimpansen im Reservat von Gombe in Tansania zuständig. Aus den ersten Beobachtungen im Auftrag Leakeys wurden eigene Studien – Goodall revolutionierte die Primatenforschung. Sie entdeckte als erste, dass Schimpansen Fleisch fressen, dass sie untereinander kommunizieren, Gefühle zeigen und Werkzeuge bedienen können. "Wenn du Schimpansen triffst, dann triffst du individuelle Persönlichkeiten", sagte sie.

Goodall verstand es gut, sich in Szene zu setzen. Die Fernsehsender flogen auf die Geschichten um die blonde Engländerin und ihre Affen. "Meine Arbeit wurde weltweit so stark anerkannt, weil die Schimpansen so die Blicke auf sich ziehen, weil sie uns so ähnlich sind und so viel lehren", sagte Goodall über sich und ihr Werk. Mit ihrem Buch "The Chimpanzees of Gombe – Patterns of Behaviour" beschloss Goodall ihr Dasein als Forscherin. Aus der Wissenschaftlerin wurde eine Aktivistin. Sie heimste international unzählige Preise ein. Im hohen Alter ist Jane Goodall unermüdlich auf Achse – hält Vorträge und treibt Geld für ihre unzähligen Projekte ein.

(dpa)
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