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Saarbrücken Schreiben auf dem Pianoforte

Saarbrücken · Saarbrücker Wissenschaftler machen flinke Pianisten zu EDV-Stenotypisten.

Die Schreibmaschine hat sich in der Musikgeschichte unauslöschlich eingeklappert und eingebimmelt — durch Leroy Anderson kauziges, höchst vergnügliches Kabinettstückchen "The Typewriter". Oft hat man es als Zugabe vergnügter Pianisten erlebt, die nur noch mit Rimski-Korsakoffs ähnlich motorischem "Hummelflug" konkurrieren konnte.

Jetzt ist der umgekehrte Kasus eingetreten, dass auf Klavieren Buchstaben geschrieben werden können. Saarbrücker Informatiker haben ein Verfahren entwickelt, das die Tasten des Klaviers nutzt, um Texte zu verfassen. Geübte Klavierspieler könnten damit, heißt es aus dem Saarland, ihre Geschwindigkeit beim Erfassen von Texten auf der Computertastatur enorm erhöhen.

Die Saarbrücker haben untersucht, welche Faktoren des Klavierspielens auch zur Texteingabe nützlich sind und ob sie auch anderen Eingabegeräten, wie etwa der Schreibmaschinen-Tastatur, zugutekommen. Mittels bestimmter Rechenverfahren haben die Forscher Wörter und Buchstaben entsprechenden Noten und Akkorden zugeordnet. Pianisten können auf diese Weise genauso schnell wie trainierte Schreibkräfte auf der Computertastatur Texte erfassen.

Wie man sich das vorzustellen hat? Texte werden dabei als Musikstücke umgeschrieben. Um das Verfahren in der Praxis zu erproben, haben die Wissenschaftler einen erfahrenen Pianisten gebeten, auf dem Klavier einige "Sätze" zu spielen. Dieser schaffte es problemlos, ähnlich wie eine erfahrene Schreibkraft an der Qwertz-Tastatur, über 80 Wörter pro Minute zu schreiben.

Im Internet kursieren mehrere Demo-Versionen, in denen man einen klingenden Eindruck von den Saarbrücker Klaviertexten bekommt. Von Schönheit der Musik kann keine Rede sein, aber man begreift beim Hören mit der Zeit, dass gewisse Töne besonders häufig vorkommen — und dann handelt es sich um Buchstaben wie "a" und "e".

Einstweilen gibt es das System nur auf Englisch, aber der Tag könnte kommen, an dem mancher auch hierzulande seine täglichen Mails (oder seine Zeitungsartikel) daheim auf einem E-Piano mit Midi-Anschluss verfasst. Auf der Skala des Informationsfortschritts dürfte das Saarbrücker Experiment allerdings von begrenzter Reichweite sein. Gewiss, eine Pianistin wie die Chinesin Yuja Wang bekommt mehr Anschläge pro Minute hin als die beste Stenotypistin. Aber in Zeiten von Spracherkennungsprogrammen, mit deren Lesegeschwindigkeit kein Klavierspieler jemals konkurrieren könnte, mutet das Experiment aus Saarbrücken irgendwie gestrig an.

Von den Sehnenscheidenentzündungen, die ebenfalls am Textklavier entstehen, zu schweigen.

(RP)
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