Simsalabim mit Balbina

Pop Balbina ist vielleicht die beste deutschsprachige Texterin der Pop-Gegenwart, jedenfalls drechselt keiner sonst aus dem kantholzigen Wortschatz Zeilen wie diese: "Ich fühl mich wie / Porzellan-Service / in der Spülmaschine: entsetzlich zerbrechlich". Wenn Balbina das singt, klingt es sogar so, als würde es sich richtig reimen. Die Berlinerin hat sich mit den Jahren eine sehr eigene Ausdrucksweise zugelegt, sie dehnt und staucht und biegt die Sprache, und vor allem ist sie die Königin des Wie-Vergleichs, einem Stilmittel, das man sonst aus dem HipHop kennt - Balbina macht aber eher so eine Art Kammerpop, denn singen kann sie auch.

Pop Balbina ist vielleicht die beste deutschsprachige Texterin der Pop-Gegenwart, jedenfalls drechselt keiner sonst aus dem kantholzigen Wortschatz Zeilen wie diese: "Ich fühl mich wie / Porzellan-Service / in der Spülmaschine: entsetzlich zerbrechlich". Wenn Balbina das singt, klingt es sogar so, als würde es sich richtig reimen. Die Berlinerin hat sich mit den Jahren eine sehr eigene Ausdrucksweise zugelegt, sie dehnt und staucht und biegt die Sprache, und vor allem ist sie die Königin des Wie-Vergleichs, einem Stilmittel, das man sonst aus dem HipHop kennt - Balbina macht aber eher so eine Art Kammerpop, denn singen kann sie auch.

Sie singt: "Ich klebe mir Tesa auf die Brillengläser und seh' das Leben wie Monet." Und: "Ich bin so weich wie Drei-Minuten-Ei / Kartoffelbrei." Das sind alles Textbeispiele aus nur einem Song, der "Das Milchglas" heißt. Balbina schaut sich darin den Tag durch ein Milchglas an: "Ich erkenn das, was ich sehen mag." Man kann ihre neue Platte "Fragen über Fragen" aber an jeder beliebigen Stelle abspielen, immer strotzt sie vor Sperenzchen und Wortspielereien.

Viele Leute nervt das, und wenn man diesen Menschen Balbina vorspielt, sagen sie entweder "Furchtbar!" oder "Schrecklich!" oder beides nacheinander. Ahnungslose halten Balbina gar für eine Parodie, weil sie die Sprache so sehr beim Wort nimmt, dass es einem schon manchmal die Schamesröte ins Gesicht treiben kann. Dabei meint sie es doch bloß einfach mal ernst. Balbina hat die Genauigkeit zur Kunstform erhoben. In "Der Dadaist" singt sie: "Da, da ist was / das wichtig ist / und keiner nimmt es ernst, außer ich".

"Fragen über Fragen" ist das zweite Album der Sängerin, sie hat dafür auf jeglichen Zierrat des schon sehr guten Vorgängers "Über das Grübeln" verzichtet: keine Band mehr, keine Gäste wie den klugen Rapper Maeckes, mit dem sie sich immer gern zusammentat. Die neue Platte hat sie mit dem Sofia Symphonic Orchestra eingespielt, aber man sollte nun bloß keinen großen Orchester-Pop erwarten. Die Musiker haben ihr einen Klangteppich ausgebreitet, auf dem Balbina ihre Kunststückchen macht.

Vierfachschraube am Boden - kein Problem für sie. Klas Libuda

(RP)
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