Experten warnen Macht das Smartphone kurzsichtig?

München · Die intensive Nutzung von Smartphones wird nach Einschätzung von Experten zu einer spürbaren Zunahme der Kurzsichtigkeit führen. Derzeit seien hierzulande rund 40 Prozent der Menschen kurzsichtig, sagte der langjährige Leiter der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln, Wolfgang Wesemann: "Aber das geht auf jeden Fall weiter."

 Experten gehen davon aus, dass die Dauernutzung von Smartphones die Sehfähigkeit beeinträchtigt.

Experten gehen davon aus, dass die Dauernutzung von Smartphones die Sehfähigkeit beeinträchtigt.

Foto: dpa, hka sab dbo

In Asien habe sich der Anteil der Kurzsichtigen in den großen Metropolen innerhalb weniger Jahre von 20 auf 80 Prozent erhöht, sagte Wesemann gestern bei der Eröffnung der Optikmesse Opti in München. Diese rasante Entwicklung könne nur mit gesellschaftlichen Veränderungen zusammenhängen. "Das kann auf keinen Fall eine genetische Entwicklung sein, sondern eine Veränderung der Lebensumstände." Eine wichtige Rolle spiele dabei auch der Mangel an Tageslicht, der mit dem Lebensstil in den asiatischen Metropolen verbunden sei. In China würden deshalb in Schulen schon Glasdächer gebaut, um mehr Licht in die Räume fallen zu lassen.

Auch in Deutschland nehme der Anteil der Kurzsichtigen in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen zu. "Früher wurde man in der Schulzeit kurzsichtig und danach hat sich nichts mehr getan." Das habe sich inzwischen geändert. Angesichts dieser Entwicklung sollten aus seiner Sicht Sehtests für Autofahrer nicht nur für die Führerscheinprüfung Pflicht sein. "Ein Wiederholungstest wäre durchaus sinnvoll."

Optiker dürfte die Entwicklung hingegen freuen - verspricht sie doch immerhin auf Jahre hinaus lukrative Geschäfte. Schon jetzt tragen rund 40 Millionen Menschen in Deutschland einer Allensbach-Studie zufolge eine Brille. Und auch die Entwicklungen im Ausland nutzen deutschen Herstellern. Die Branche erwirtschaftet die Hälfte ihrer Umsätze im Ausland.

Weil immer mehr Brillen im Internet bestellt werden - 2014 waren es nach Angaben des Augenoptikerverbandes allein 650.000 Brillen, die zum Verbessern einer Sehschwäche gebraucht wurden - setzen die Optiker gleichzeitig auf neue Techniken.

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Große Hoffnungen werden so etwa in 3D-Drucker gesetzt. Nach anfänglicher Skepsis bieten einige Optikgeschäfte bereits gedruckte Brillengestelle nach den Wünschen des Kunden an. Auf der Opti wurden neue Geräte vorgestellt. Als Knackpunkt für den Massenmarkt galt bislang allerdings auch der Preis von rund 300 Euro für ein Brillengestell.

(RP)
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