Düsseldorf Sommerzeit verwirrt die Milchkühe

Düsseldorf · Da stehen sie also in Reih und Glied – Erna, Resi, Gundi und wie sie alle heißen mögen – und warten auf ihren Bauern. Denn bald ist Zeit zu melken. Am Sonntagmorgen aber warteten sie eine Stunde länger als üblich, der Euter drückte schon. Schuld war die Sommerzeit.

Damit die Zeitumstellung für ihre Tiere nicht so plötzlich kommt, geht Landwirtin Claudia Greshake vom Velberter Gut Hixholz schon an den beiden Tagen vor der Umstellung je eine halbe Stunde früher in den Stall. Dann könnten sich die Tiere langsam daran gewöhnen. "Denn sie haben einen feinen inneren Rhythmus und wissen genau, wann wieder Melkzeit ist", sagt sie. "Aber nach ein paar Tagen ist wieder alles normal." Die Sommerzeit gibt es in Deutschland seit 1980. Genauso lange werden die Kühe auf Gut Hixholz auch schrittweise umgestellt. Mit Erfolg. Die Landwirtin berichtet: "Uns ist bisher noch nie aufgefallen, dass unsere Kühe weniger Milch gegeben hätten." Allerdings wird die Milchmenge auf ihrem Hof auch nur einmal pro Monat gemessen. "Dann haben sich die Tiere wahrscheinlich schon längst an die Umstellung gewöhnt."

Bauern haben meist einen sehr gut geplanten Tagesablauf und stehen immer zur gleichen Zeit im Stall. Genauso sind die Wiederkäuer daran gewöhnt, dass alles am Tag zur gleichen Zeit passiert – Fressen, Schlafen, Wiederkäuen und Melken. Sie sind eben, im wahrsten Sinne des Wortes, Gewohnheitstiere. Auf die Zeitumstellung reagieren Kühe häufig mit einem verwirrten Biorhythmus. Da kann es schon einmal passieren, dass ihre Milchproduktion in den ersten Wochen nach der Zeitumstellung und den geänderten Melkzeiten um 25 Prozent zurückgeht. Besonders bei den Hochleistungskühen, die etwa 60 Liter Milch am Tag geben, kann es ein paar Tage dauern, bis sich der Milchhaushalt wieder der neuen Zeit angepasst hat.

Nutztierarzt Christian Rübesam aus Sonsbeck weiß aber aus Erfahrung: "Eine Stunde später zu melken ist meist kein Problem. Die Tiere sind zwar etwas irritiert, aber gewöhnen sich schnell daran." Lediglich bei den Hochleistungskühen könne es passieren, dass sie die Milch vorher laufenlassen, wenn sie sie eine Stunde länger im Euter tragen müssen.

Gerhard Manteuffel ist Leiter des Forschungsbereichs Verhaltensphysiologie am Leibniz Institut für Nutztiere in Dummerstorf bei Rostock. Er sagt: "Am einfachsten wäre es für die Tiere, wenn die Landwirte gar nicht auf die Zeitumstellung reagieren würden." Ihr Biorhythmus müsste sich dann gar nicht ändern. "Denn was auf der Uhr steht, wenn sie gemolken werden, ist den Tieren egal." Da haben diejenigen Höfe mit Melkrobotern einen Vorteil. Der Roboter arbeitet eben, wenn der Bauer es ihm sagt.

(RP)
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