Moers Sprachakrobatik beim Comedy Arts Festival

Moers · Komiker und Kabarettisten zeigten in Moers Spielarten des Humors zwischen Blödsinn und Tiefe.

Das Gipfeltreffen der internationalen Humorkunst fand am Wochenende in Moers statt. Mehrere tausend Zuschauer erlebten auf dem Comedy Arts Festival 20 Komiker, Kabarettisten und Musik-Clowns aus der Schweiz, Italien, Afrika, Irland und den USA. Sie gaben sich in der neuen Festivalhalle ein Stelldichein mit Comedy-Größen wie Gerburg Jahnke. Sie lud zum Auftakt des Humorfests zu einem Mädelsabend mit Rosemie Warth, Daphne De Luxe und weiteren Künstlerinnen ein und sorgte für ein volles Haus. Die Betonung liegt auf "Haus". Das älteste deutsche Festival für komische Künste, das seit seiner Gründung 1976 immer unter freiem Himmel stattfand, hat jetzt ein Dach über dem Kopf.

Festivalleiter Holger Ehrich feierte den Umzug vier Tage lang. Und die Künstler trugen zum Gelingen bei. Das alpenländische Duo Ursus und Nadeschkin wurde seinem Ruf mehr als gerecht: Die Sprachakrobaten kalauerten sich von Pointe zur Pointe. "Was heißt Göteborg auf Deutsch?", fragten sie. "Bibliothek. Dort, wo ich den Goethe borg." Und Kellner auf Iranisch? Ganz klar: "Tee -heran". Für Schenkelklopfer sorgte das Paar, als Ursus Goethes "An den Mond" als verkabelter Sprengmeister mit Wunderkerze am Helm zum Besten gab. Motto: "Der Inhalt ist nicht wichtig, die Verpackung muss stimmen."

Die Truppe "Mozuluart" vereint die Musik zweier Kontinente. Sie gewann den Moerser Comedy-Preis, weil sie aufs Beste die klassische Musik mit Zulu-Klängen fusionierte. Das Besondere sind aber die komischen Entdeckungen, die das Festival seinen Zuschauern ermöglicht. Christine Prayon gehört nicht zu den Grellen und Lauten in der Szene. Der Humor der selbst ernannten "Diplom-Animatöse" setzt auf kabarettistischen Tiefsinn. Höhepunkt ihres Auftritts war die Rezitation zeitgenössischer Lyrik. Mit Taucherbrille und Badekappe trug sie das Gedicht "Nussloch" vor, Autor: kein anderer als Mario Barth, den Prayon mit ihrer Einlage verulkte. Als ein Meister der Improvisation erwies sich Sascha Korf, der die Zuschauer mit Geschichten aus dem Alltag eines Komikers bespaßte. "Ich war als Künstler auf der Aida engagiert, die Rosamunde-Pilcher-Tour. Was die Leute einen dort so fragen, zum Beispiel: Übernachten Sie auch auf dem Schiff? Nein. Ich schwimme nachts daneben", witzelte er.

Für nackte Tatsachen sorgten Kevin Brooking und Colm O'Grady mit einer temporeichen Kochshow. Sie zelebrierten die französische Küche, indem sie ein einzelnes Maiskorn in der Pfanne mit einem Bunsenbrenner erhitzten. Sie spielten Musik auf einem Topf-Xylophon und machten schließlich auch dem Titel ihres Programms, "Naked Lunch", alle Ehre. Denn sie ließen akrobatisch die Hüllen fallen. Dem Publikum gefiel der derbe Humor.

(RP)
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