Amsterdam Trophäen für die Reichen

Schon zehn Jahre nach seinem Tod wurde Vincent van Gogh als Wegbereiter der modernen Kunst bejubelt. Während er zu Lebzeiten nur ein Gemälde verkaufte, wurden seine Werke nun zu Trophäen für die Geld- und Kulturelite. "Irgendwann wollte jeder einen van Gogh haben", schreibt der Journalist Stefan Koldehoff in seinem Buch "Ich und van Gogh" (Verlag Galiani). Ob Sonnenblumen, Selbstbildnisse oder südfranzösische Landschaften: Sie gehörten dazu im Pariser Salon, in der Villa in Berlin oder im Appartement an der Fifth Avenue.

Ein leidenschaftlicher Verehrer war etwa ein japanischer Baumwoll-Unternehmer, der 1920 eines der berühmten Sonnenblumen-Bilder kaufte und nach Japan verschiffte. Wie einen Augapfel hütete er das Bild, bis US-Bomber im August 1945 beim Angriff auf Hiroshima auch seine Heimatstadt bombardierten. Das Bild verbrannte.

Die Nationalsozialisten diffamierten van Gogh als "entarteten" Künstler. Doch Hermann Göring, der Reichsfeldmarschall und Kunsträuber im Namen der deutschen Nation, riss sich selbst gierig mindestens vier Gemälde unter den Nagel - eines war eine Fälschung. Die Diva Elizabeth Taylor ersteigerte 1963 mit ihrer Gage aus dem Film "Cleopatra" ein Bild von der Heilanstalt. Die Preise gingen schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts schnell in die Höhe, weil nur wenige Werke auf den Markt kamen. Die Witwe von Vincents Bruder Theo und damit Haupterbin hielt den Nachlass gut zusammen - bis heute die weltweit größte Sammlung.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort