Und was gibt's morgen?

Gesund, regional, nachhaltig produziert und dabei auch lecker? Das geht, wie 50 Food-Start-ups mit ihren neuen Kreationen bei der "Food Invention" zeigen konnten.

Michael Ziegler steht für die Wurst-Revolution. "Ich bin ein Grill- und Sportliebhaber, habe mich aber immer gefragt, wieso es neben dem Putensteak eigentlich kaum etwas gibt, das man sich als Sportler auf den Grill legen kann", so der 29-Jährige. Mit seinem Start-up "Grillido" hat er das geändert. Denn gemeinsam mit seinem Freund Manuel Stöffler produziert er nun Würstchen, die mit weitaus weniger Fett als die herkömmliche Variante auskommen. "Fett ist ein guter Geschmacksträger, wir haben ihn aber einfach durch andere Zutaten wie Gewürze und Kräuter ersetzt", so Ziegler. Und so liegen bei ihm nun Würstchen mit Hähnchen, Spinat und Feta oder mit Schweinefleisch, getrockneten Tomaten und Parmesan auf dem Grill.

Das junge Unternehmen war unter den Top 50 beim Gründerwettbewerb "Food Invention", der zum zweiten Mal in Düsseldorf stattfand. "Die zukunftsweisenden Ideen und Geschichten, die hinter den Start-ups stehen, die tollen Produkte, Strategien und Konzeptionen zeigen, dass die Food-Branche in Bewegung ist", sagte Hans-Günter Trockels. Der Vorsitzende der Stiftung Familie Trockels und Initiator von Food Invention lobte vor allem den Mut und die Umsetzungskraft der Finalisten.

Fünf von ihnen wurden am Ende zu Gewinnern gekürt und bekamen dafür ein Preisgeld von 5000 Euro. Darunter auch die "O'Donnell Moonshine GmbH" aus Berlin. Das junge Unternehmen produziert Liköre, die es in Einmachgläsern verkauft. Daher auch der Name der Firma. Denn während der Prohibition nannten Farmer ihren schwarz gebrannten Schnaps "Moonshine", den sie in Einmachgläsern aufbewahrten, um nicht aufzufallen. "Wir verarbeiten nur natürliche Zutaten und achten auf Nachhaltigkeit", erklärt einer der Gründer, August Ullrich.

Sowieso scheinen Nachhaltigkeit und gesunde, regionale sowie oftmals auch biologische Zutaten bei den meisten der 50 Finalisten eine große Rolle zu spielen. So auch bei "nucao". Das Start-up aus Dresden stellt vegane Schokoriegel auf Hanfbasis her. "Vergiss die Reue nach dem Naschen", lautet der Slogan, der sich gleich auf zwei Dinge bezieht: zum einen auf die Herkunft der Zutaten. So sind diese laut "nucao" ausschließlich in Bio-Qualität sowie direkt und fair gehandelt. "Wir beziehen den Kakao direkt aus Bali", sagt Christian Fenner, einer der drei Gründer. "Das ist zwar fünf Mal so teuer wie herkömmlicher Kakao, dafür wissen wir aber, wo er herkommt." Und sogar die Folie, in der die Riegel eingepackt sind, ist kompostierbar und der Karton FSC-zertifiziert. Zum anderen soll auch das Naschen an sich keine Reue hervorrufen, denn schließlich sind die Zutaten reich an Nährstoffen, und die Riegel enthalten keinen Zucker. Sie werden nur mit ein wenig Kokosblütensirup gesüßt.

Eine ganz andere, sehr ausgefallene Idee hatten die Gründer der "wisefood GmbH". Ähnlich wie ein Keks zum Kaffee, haben die Jungunternehmer den weltweit ersten essbaren Strohhalm zum Getränk entwickelt: den "Eatapple". Auch der ist nachhaltig, denn er wird aus dem sogenannten Apfeltrester hergestellt. Also aus Pressrückständen, die bei der Herstellung von Apfelsaft entstehen und die für gewöhnlich im Müll landen. "Less waste - more taste" (weniger Abfall - mehr Geschmack), schreibt sich "wisefood" auf die Fahnen und will mit dem Strohhalm auch das Weltplastikproblem positiv beeinflussen.

Nicht gerade gesund, dafür aber richtig lecker, biologisch und regional ist das Eis von "Chopp&Roll". Die süßen Kreationen werden aber nicht einfach am Stiel oder als Kugel in der Waffel serviert. Die Kunden können bei der Eisherstellung nämlich zugucken. Dabei wird die Basis, die es bei Bedarf auch in einer veganen Variante gibt, auf eine minus 30 Grad kalte Edelstahlplatte gegossen und dann mit Zutaten wie Keksen, Schokosoße, Sahne, Nussnougatcreme oder Früchten zu Eisrollen gefertigt. Anschließend werden diese noch mit süßen oder fruchtigen Toppings garniert. "Bei einem Besuch auf den Nachtmärkten Thailands wurden wir von der dortigen Kultur des Eiszubereitens inspiriert", sagen die Gründer Mo Shanneik und Timm Dold. Die Würzburger bauen auf das Franchisesystem und haben so neben ihrem Hauptstandort in Würzburg schon Kooperationen mit anderen Unternehmen in Berlin, Hamburg, Wolfsburg und auf Mallorca. In NRW können die Eisrollen aber noch nicht verzehrt werden.

Absichtlich nichts mit Zucker bietet "PaPicante" an. Da Snackriegel meist süß sind, wollten die jungen Gründer endlich mal einen herzhaften Riegel für die Hosentasche kreieren. Herausgekommen sind kleine Snacks, die äußerlich zwar an Müsliriegel erinnern, tatsächlich aber eine Basis aus Erbsenproteincrisps haben und mit verschiedenen Kräutern, Gewürzen, Quinoa und getrocknetem Gemüse verfeinert werden.

Ebenfalls unter die fünf Sieger hat es "up to the sky" geschafft. Die Hamburger stellen Fruchtgummis für Erwachsene her, die mit unterschiedlichen Mengen natürlichen Koffeins und in drei verschiedenen Sorten angeboten werden: Matcha-Minze-Apfel, Grapefruit-Blutorange-Ingwer und Cola-Chili-Satsuma. Das klingt exotisch, geschmacklich sind die kleinen pfeilförmigen Fruchtgummis aber mit bekannten Marken vergleichbar. Doch Inhalt hat es in sich. Eine 50-Gramm-Tüte der höchstdosierten Sorte hat den gleichen Koffeingehalt wie drei Tassen Espresso oder 2,1 Dosen eines Energy-Drinks.

Was die Gewinner mit dem Preisgeld anfangen, ist noch unklar. Ein Sieger aus dem vergangenen Jahr, das Start-up "Lizza", das Pizzateig aus Chia und Leinsamen anbietet, konnte sich nach dem Sieg vergrößern und bietet seine Produkte nun in mehr als 1000 Supermärkten in Deutschland an.

(sno)
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