Umweltfreundliche Kleber-Alternative Essener Firma entwickelt Klebstoff aus Apfeltrester

Essen · Ötzi leimte mit Birkenpech, die alten Ägypter mit Gelatine aus Tierhaut: Klebstoff aus Naturprodukten hat lange Tradition. Eine Essener Chemiefirma will sich jetzt die klebrigen Eigenschaften von Äpfeln zunutze machen.

Weltrekord mit Kleberfleck
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Was übrig bleibt, wenn man Apfelsaft presst, ist günstig zu haben, nachwachsend und vor allem: klebrig. Einen Klebstoff für Flaschenetiketten will daher ein Chemieunternehmen aus Essen auf der Basis von Apfeltrester entwickeln. Apfeltrester sind die Reste, die beim Pressen von Apfelsaft als Abfallprodukt entstehen.

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein und der Westfälischen Hochschule sowie einem lokalen Bierbrauer und einer Getränkefirma sucht die Essener Klebstofffirma cph nach einer möglichst umweltfreundlichen Alternative zu den üblichen Erdöl-basierten Klebstoffen in der Industrie. "Wir wollen im März nächsten Jahres mit einem Prototyp fertig sein und von da aus bis zur Marktreife weiter entwickeln", sagte Marco Bastian, Koordinator für das Projekt und kaufmännischer Leiter bei cph, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

"Die Idee stammt von einem Apfelsaft-Hersteller aus Südtirol, der nicht wusste, was er aus den großen Mengen Apfeltrester machen soll", erläuterte Bastian. Auch das Land fand das Vorhaben förderungswürdig und unterstützt die beteiligten Partner mit insgesamt 687.000 Euro aus Landes- und EU-Mitteln bei der Entwicklung des Klebers aus nachwachsendem Rohstoff.

Vom Hautleim, der im alten Ägypten genutzt wurde, bis hin zum Kleber aus Birkenpech, mit dem Ötzi seine Pfeilspitzen an den Schaft klebte: "Die Menschheit hat lange Erfahrung mit Klebstoffen aus Naturprodukten", erläutert Chemiker Klaus-Uwe Koch von der beteiligten Westfälischen Hochschule. Werden Klebstoffe zu industriellen Zwecken verwendet, sei jedoch eine immer gleichbleibende Qualität sehr wichtig - eine große Herausforderung bei einem Naturprodukt wie dem Apfeltrester: "Äpfel schmecken ja auch nicht immer gleich süß", sagt der Fachmann.

Nach reichlich Grundlagenforschung sei man nun soweit, die Rezeptur genauer auszuarbeiten, sagte Bastian von cph. Bis zu 20 Komponenten gelte es dabei in Einklang zu bringen und so aufeinander abzustimmen, dass der Stoff nicht nur Etiketten auf Glasflaschen haften lasse, sondern auch andere Kundenwünsche erfülle: So soll das Endprodukt wirtschaftlich sein, von den Etikettiermaschinen zu händeln und schnell trocknen. Der neue Kleber soll lange und gut haften, gleichzeitig aber bei der Flaschenreinigung rückstandslos abzulösen sein. "Klebstoff entwickeln ist wie Kuchenbacken. Für ein gutes Ergebnis muss vieles stimmen", sagte Bastian.

(lnw)
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