Düsseldorf US-Studie: Mehr Distanz durch Sakko und Krawatte

Düsseldorf · In England sagt man: "You are, what your wear." Du bist, was du trägst. Und tatsächlich schlüpfen wir, wie jetzt Forscher an der California State University herausgefunden haben, mit unserer Kleidung in eine Rolle, die unser Verhalten maßgeblich verändern kann. So machen uns Anzug und Krawatte deutlich distanzierter als sonst, während uns das Sweatshirt einen konkreten Blick auf die Dinge gewährt. Die US-Forscher baten ihre Studenten, zwei Outfits an die Uni zu bringen: einen Satz legerer Klamotten und einen Satz formeller Kleidungsstücke wie etwa Sakko und Krawatte. Dann hat man sie in zwei Gruppen aufgeteilt. In der einen Gruppe sollte man sich bequem anziehen, während man sich in der anderen für ein Vorstellungsgespräch kleiden sollte, und später wurde getauscht. Nachdem sie für den jeweiligen Bedarf fertig gekleidet waren, mussten die Probanden unterschiedliche Fragen beantworten wie etwa: "Zählt ein Kamel zu den Fortbewegungsmitteln?"

Wie sich zeigen sollte, fielen die Antworten recht unterschiedlich aus, je nachdem, welchem Dresscode die Studienteilnehmer gerade gehorchten. So beantworteten die Sakkoträger die Kamel-Frage eher mit Ja, während die Jeans- und Sweat-Shirt-Träger sie eher verneinten. Der Grund dieses Unterschieds: Ein Kamel ist zwar prinzipiell ein Fortbewegungsmittel, spielt aber als solches in den Industrienationen keine Rolle. Und das ist eben der Unterschied: Die formell gekleideten Studenten antworteten eher abstrakt-theoretisch, die leger gekleideten dagegen mehr praktisch-konkret.

"Wer förmliche Kleidung trägt, tendiert dazu, im Gesamtzusammenhang zu denken und konzentriert sich weniger auf Details", erklärt Michael Slepian, einer der Studienautoren und Kommunikationswissenschaftler an der Columbia Business School. Im legeren Look habe man dagegen mehr die Details und die konkrete Umsetzbarkeit im Blick.

Der ganzheitliche Blick der Sakko- und Krawattenträger habe möglicherweise damit zu tun, so erläuterte Michael Slepian, "dass sie sich mehr in einer Machtposition sehen".

(RP)
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