Düsseldorf VA Wölfl lässt in Schloss Benrath die Gegenwart tanzen

Düsseldorf · Joseph Beuys, "Taxi Driver" und Quentin Tarantino: In dem Stück "Von mit nach t" steht alles gleichberechtigt nebeneinander.

Im Dezember des vergangenen Jahres war "Von mit nach t:" zum ersten Mal im Benrather Marstall, der Heimat von VA Wölfls Kompanie Neuer Tanz, zu sehen. Nun gab es den "zweiten Entwurf", die "erweiterte Ausgabe". Was war anders? Noch immer beherrschen zwei wuchtige Tannoy Westminster Royal SE die hell erleuchtete weiße Bühne, riesige nussbaumgefäfelte Ungetüme von Lautsprechern, noch immer ragt ein Steinway-Flügel in die Zuschauerränge. Und auch die Grundelemente der Premiere sind vorhanden, der populäre Tanz, vertreten durch den Cha-Cha-Cha, die Gewalt, die Posen, aber alles wirkt kompakter, genauer, ausgereifter.

So kann sich der Blick auf die Tänzer richten, vielleicht nennt man sie in diesem Fall besser Darsteller. Die Männer in smarten Anzügen, die Frauen in schicken Kostümen. Sie spielen die Ermordung Robert Kennedys nach, geben sich als Astro-Physiker aus, und seltsamerweise ist auch der Regisseur Paul Schrader zugegen, der Macher des legendären Films "Taxi Driver" aus dem Jahr 1976. Von den ersten Himmelskörpern heißt es: "Sie waren die James Deans der Sterne - live fast, die young." Dann werden sie zu Stuntmännern und -frauen, die sich gegenseitig niederschlagen. Es gibt aber auch die klassische Kuss-Szene, Hebefiguren, die in grotesken Verrenkungen verharren, als seien wir in einem Gemälde von Johannes Grützke gefangen. Und immer wieder - der Celebrity-Kult. Tänzer Petr Hastik wird als "der tschechische Clark Gable" vorgestellt, von Kristin Schuster, verwandt mit Joseph Beuys, heißt es: "Sie war also berühmt, noch bevor sie geboren wurde."

Bei VA Wölfl sind die Dinge gleichberechtigt, alles ist wichtig, alles nimmt Einfluss auf die Gegenwart. Der Steinway wird erniedrigt, indem ein billiges Keyboard auf seine Tasten gelegt wird, in einer an "Reservoir Dogs" von Quentin Tarantino erinnernden Szene tanzt Hastik den Cha-Cha-Cha, mit einer Schusswaffe in der Hand.

Pop-Kultur, Kino, Werbung, all das wird in die oft bedrohliche Welt von Neuer Tanz aufgenommen. Manchmal zerschneidet ohrenbetäubender Flugzeuglärm den Raum. Am Ende gehen die Tänzer ab, aber man weiß nicht, ob das wirklich schon das Ende ist. Also wartet man noch etwas.

Bis man schließlich auch geht.

(RP)
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