Düsseldorf Vive la France!

Düsseldorf · Frankreich steht im Mittelpunkt des Klavier-Festivals Ruhr, das vom 19. April bis 13. Juli wieder etliche Klassik-Stars in die Region bringt.

Wenn das Klavier-Festival Ruhr startet, erweitert das Ruhrgebiet spontan seine Grenzen. Unter seinem Dach finden immer mehr Konzerte weit abseits der Achse Essen-Bochum-Dortmund zum Beispiel in Düsseldorf und Wuppertal statt, aber auch in Münster, Hünxe oder Schwelm. Vielleicht wäre das Jubiläumsjahr des Festivals, das 1988 vom Initiativkreis Ruhr zur Stärkung der Region aus der Taufe gehoben wurde, ein Anlass zur Umbenennung in Klavier-Festival Rhein-Ruhr - oder am besten gleich: NRW! Im hundertsten Todesjahr Claude Debussys und hundert Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs steht es unter dem Motto "Vive la France!" und bietet vom 19. April bis 13. Juli 66 Veranstaltungen auf 33 Bühnen in 21 Städten. Wir stellen besondere Konzerte vor.

Düsseldorf Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim ist ein Weltstar und würde leicht eine größere Halle füllen als den Robert-Schumann-Saal im Museum Kunstpalast. Doch zu seinem Wunschtermin war einfach kein anderer zu haben. Deshalb freuen sich am 20. April rund 800 Besucher, die Karten ergattern können, über ein ungewöhnlich intimes Barenboim-Konzert. Im Trio mit seinem Sohn Michael (Violine) und Kian Soltani (Cello) spielt er drei Beethoven-Trios. Es ist bereits sein 26. Konzert in der Geschichte des Festivals.

Der Pianist Igor Levit ist in Düsseldorf spätestens wohlbekannt, seit er dort 32 Beethoven-Sonaten interpretierte. Wie Kollege Barenboim kehrt er jetzt im kammermusikalischen Trio zurück und spielt am 26. Juni im Robert-Schumann-Saal-Schubert.

Die beiden weiteren Düsseldorfer Konzerte sind Teil des Frankreich-Schwerpunkts: Yaara Tal und Andreas Groethuysen, die ihr Duo-Spiel in drei Jahrzehnten vervollkommnet haben, bringen am 25. April im Robert-Schumann-Saal Saint-Saens, Debussy ("La Mer") und Louis Théodore Gouvy zur Aufführung. Der 1980 in Paris geborene Lucas Debargue gilt seit seinem Auftritt beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb 2015 als "spätberufener Senkrechtstarter" und spielt am 17. Mai, ebenfalls im Robert-Schumann-Saal, Frédéric Chopin und Karol Szymanowski.

Duisburg In der wiedereröffneten Mercatorhalle widmet sich Pierre-Laurent Aimard - einer der großen französischen Stars der Klassik-Szene - seinem Landsmann Claude Debussy. Im Eröffnungskonzert des Klavier-Festivals am 19. April nähert er sich ihm aus der Perspektive anderer Komponisten wie Strawinsky oder Bartók, die zum Andenken an Debussy komponiert haben, spielt mit den Douze Études aber auch einige seiner frühesten eigenen Kompositionen.

Ganze sechs Veranstaltungen bestreitet das Festival im Landschaftspark Nord: Hier ist am 8. Mai der Isländer Víkingur Ólafsson zu erleben, der jüngst für seine Einspielung von Klavieretüden Philip Glass' gefeiert wurde. In Duisburg widmet er sich Bach, Rameau, Daquin und Brahms. Am 18. Juni trifft sich am selben Ort das Quartett der Schallplattenkritiker um RP-Kritiker Wolfram Goertz und stellt die diskographische Karriere von Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" vor. Am 28. Juni und 3. Juli kann sich das Publikum im Landschaftspark außerdem von der außergewöhnlichen Arbeit überzeugen, den das integrative Education-Projekt des Klavier-Festivals seit zehn Jahren mit Schülerinnen und Schülern aus Duisburg-Marxloh macht.

Wuppertal Einer der schönsten Orte, an denen ein Klavier erklingen kann, ist der Pavillon im Skulpturenpark Wuppertal. Die 29-jährige Französin Lisa de la Salle wird dort am 6. Juli von seinen auch perkussiven Möglichkeiten Gebrauch machen und es in ein erlesenes Gesangsinstrument verwandeln - mit Werken von unter anderem Mozart, Ravel und Brahms.

Während im Pavillon echte Bäume eine zauberhafte Kulisse für den Flügel bilden, flimmern sie beim Auftritt von Hélène Grimaud am 6. Juni in der Stadthalle über die große LED-Wand. Im innovativen Konzertformat "Woodlands and beyond", das im Mai 2017 Premiere in der Elbphilharmonie feierte, verbindet sie ihr Spiel mit den faszinierenden Naturmotiven des deutschen Fotografen Mat Hennek.

Ruhrgebiet In den großen Konzerthallen zwischen Mülheim und Dortmund tritt von Rafa Blechacz bis Daniil Trifonov fast alles auf, was in der Kunst der schwarzen und weißen Tasten Rang und Namen hat. Am 27. Mai gibt es im Essener Museum Folkwang sogar ein Wiedersehen mit Alfred Brendel, der seine Karriere schon 2008 beendete. Er liest Gedichte seines Zyklus' "Ein Finger zu viel", die Pierre-Laurent Aimard in Klavierstücke von Kurtág und Ligeti einbettet.

(mfk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort