Vorhersagen reichen bis ins Jahr 3797 Vor 500 Jahren geboren: Der Seher Nostradamus
Saint-Rémy-de-Provence/Düsseldorf (rpo). Vor 500 Jahren kam Michel de Nostredam in dem provenzalischen Städtchen Saint-Rémy zur Welt. Unter dem Namen Nostradamus sollte der Pestarzt mit seinen dunklen Prophezeiungen über Katastrophen zum berühmtesten Seher der Welt avancieren.
<P>Saint-Rémy-de-Provence/Düsseldorf (rpo). Vor 500 Jahren kam Michel de Nostredam in dem provenzalischen Städtchen Saint-Rémy zur Welt. Unter dem Namen Nostradamus sollte der Pestarzt mit seinen dunklen Prophezeiungen über Katastrophen zum berühmtesten Seher der Welt avancieren.
Und er wird uns noch eine Zeit lang erhalten bleiben: Die Prognosen reichen bis ins Jahr 3797. Seine Anhänger sind derzeit beunruhigt über eine Vorhersage für die Jahre 2010 bis 2012. In dem vergangenen halben Jahrtausend war der am 14. Dezember 1503 geborene, hoch intelligente Nostradamus immer dann besonders gefragt, wenn die Zukunft ungewisser denn je schien.
Denn die düsteren und geheimnisvollen Zeilen des Stars unter den Wahrsagern strahlen gerade in Umbruchzeilen immer wieder ihre ganze okkulte Anziehungskraft aus. Eine Wünschelrute und ein Wasserbecken gehörten zu den merkwürdigen Geräten an seinem Arbeitsplatz.
"In die Verse kann man viel hineininterpretieren"
"Die Verse sind aber so unklar, dass man vieles hineininterpretieren kann, ähnlich wie bei Horoskopen auch", sagt der Historiker und Nostradamus-Experte Jörg Dendl. Außerdem hatte der Seher die Chronologie der Jahre absichtlich durcheinander gebracht. Denn Nostradamus hatte offenbar Angst, wegen seiner prophetischen Fähigkeiten verfolgt zu werden.
"Es scheint aber einen bestimmten mathematischen Schlüssel zu geben, um die Vorhersagen wieder in die richtige Reihenfolge bringen zu können", sagt Dendl. Die Entschlüsselung des Codes sei aber noch nicht gelungen.
Der Buchautor und Nostradamus-Experte Manfred Dimde bestreitet dies. "Mit Hilfe von Computeranalysen habe ich den Nostradamus-Code entschlüsselt", behauptet Dimde, der auch mit Nostradamus-Seminaren sein Geld verdient. Er erreiche bei der Interpretation der Vorhersagen eine Trefferquote von 65 bis 75 Prozent. "Es gibt allerdings auch das Problem, dass man immer berücksichtigen muss, wie ein Mensch des Mittelalters gedacht hat", sagt Dimde.
"Flieht, flieht vor dem Grauen des Verbrennens"
So heißt es in einem Vers von Nostradamus: "Flieht, flieht vor dem Grauen des Verbrennens". Darin sehe er die Vorhersage der Entwicklung der Atombombe, sagt der Nostradamus-Autor. In einem weiteren Vierzeiler spricht Nostradamus von brennenden "höllischen Lampenschalen". Das können laut Dimde nur die brennenden Ölquellen in Kuwait nach dem Einmarsch der irakischen Armee gewesen sein.
Genau 924 Vierzeiler hat Nostradamus in einem zum Observatorium ausgebauten Dachstuhl von Salon-de-Provence verfasst. Seine "wahren Prophezeiungen des Magisters Nostradamus" hat er jeweils in einer Hundertschaft zu "Centurien" zusammengestellt - schön bunt gewürfelt, denn Nostradamus wollte es seinen Deutern nicht leicht machen.
Berühmt geworden ist Nostradamus mit der vermeintlichen Vorhersage des Todes des französischen Königs Heinrich II. So verkündete ein Vers: "Der junge Löwe überwindet den Alten, auf dem Kampffeld durch ein Einzelduell. Im goldenen Käfig sticht er sich die Augen aus".
Ein gemachter Mann
Ein Jahr nach Veröffentlichung seiner ersten Prophezeiungen kam Heinrich II. bei einem Turnier ums Leben, indem eine Lanzenspitze in den Kopf eindrang. Nostradamus war ein gemachter Mann. Katharina von Medici, nun königliche Witwe, brachte ihren Sohn Karl IX. dazu, ihn zu seinem Leibarzt zu machen.
"Das war aber wohl nur ein Zufallstreffer", meint Dendl. Alle stimmigen Interpretationen über bestimmte Ereignisse sind erst nachträglich den Versen zugeordnet worden. "Das Unheimliche, wie die Fähigkeit in die Zukunft zu sehen, ist für die Menschen immer sehr reizvoll. An so etwas wollen viele glauben", sagt der Historiker.
Ob der Seher mit der christlichen Endzeitvision nun die Ermordung eines Papstes, den Ausbruch des Dritten Weltkrieges oder schlicht den einen oder anderen Machtwechsel vorhergesehen hat: "Im Nachhinein ist die Interpretation leicht, man braucht doch nur nach einem Vierzeiler zu suchen, der auf eine bestimmte Situation passt und möglichst viele stimmige Elemente enthält", meint Nostradamus-Kenner Dendl.
"So etwas wie einen Weltkrieg vorhergesagt"
In der Neuzeit aus den "Centurien" etwas Verlässliches herausgelesen zu haben, das scheine doch nur einmal geglückt zu sein: 1921 schloss ein findiger Analytiker aus einem Vierzeiler auf einen Kriegsbeginn 1939.
"Mit den Vorhersagen konnte Nostradamus den Menschen aber zeigen, dass das Leben weiter geht und der Weltuntergang vorerst nicht kommt", sagt Dendl. Es sei auch möglich, dass Nostradamus gar keine Visionen gehabt hat.
"Meiner Meinung nach ging der in Astrologie bewanderte Seher davon aus, dass sich geschichtliche Ereignisse immer wiederholen", sagt der Historiker. Er könnte dann Ereignisse mit bestimmten Planetenkonstellationen verbunden haben. Traten diese Himmelskonstellationen erneut nach Jahren auf, geschehen nach dieser Logik vergleichbare Katastrophen.
Für alle wäre es jedoch gut, wenn die Vorhersagen schlicht und einfach falsch sind. Denn sonst müssten sich die Menschen für die nächsten Jahre auf einiges gefasst machen: "Es gibt eine gewisse Unruhe in der Nostradamus-Gemeinde, dass in den Jahren 2010 bis 2012 fast so etwas wie ein Weltkrieg entstehen könnte", sagt Dimde.