Britische Studie Warum England vom Festland getrennt wurde

London (RPO). Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, wie England vor einigen hunderttausend Jahren vom europäischen Festland getrennt wurde. Auslöser war der Studie zufolge eine riesige Flutwelle. Die Forscher entdeckten am Boden des Ärmelkanals die Überreste eines riesigen Flusstals.

 Das Satellitenbild zeigt den Ärmelkanal, der England vom Kontinent trennt.

Das Satellitenbild zeigt den Ärmelkanal, der England vom Kontinent trennt.

Foto: NASA, AFP

Als sich das Tal schließlich mit Meerwasser füllte, wurde England endgültig zur Insel. Ihre Ergebnisse stellen Sanjeev Gupta vom Imperial College in London und seine Kollegen im Fachmagazin "Nature" vor (Bd. 448, S. 342).

Von der Lage in Westeuropa vor etwa 450 000 Jahren zeichnen die Geowissenschaftler ein dramatisches Bild: Die Zungen riesiger Gletscher schoben sich von Skandinavien aus nach Süden und Südwesten und bedeckten nicht nur das heutige Dänemark, Teile Norddeutschlands, Englands und Irlands, sondern auch die gesamte Nordsee. Das Eis blockierte den Abfluss des Rheins und der Themse ins Meer. Nach Süden war dem Wasser der Weg in den Atlantik durch einen breiten Bergrücken aus Kreidefelsen versperrt, der sich etwa an der Stelle der heutigen Straße von Dover befand und England mit dem europäischen Kontinent fest verband.

So staute sich das Wasser zu einem riesigen See auf, der nahezu die gesamten heutigen Niederlande und Teile der südlichen Nordsee umfasste. Die ansteigenden Wassermassen ließen die Felsbarriere vor 425 000 bis 180 000 Jahren schließlich brechen, so dass sich eine gewaltige Flutwelle ihren Weg nach Südwesten in den Atlantik bahnte. Mehrere Monate lang, schätzen die Forscher, durchströmten so jede Sekunde eine Milliarde Liter Wasser die Barriere und schufen in kurzer Zeit ein gigantisches Flusstal. Diese Welle muss zu den gewaltigsten Fluten gehört haben, die sich auf der Erde jemals ereigneten, schreiben Gupta und seine Kollegen.

Der auf diese Weise entstehende Megastrom erhielt von südwestlich gelegenen Flüssen wie der Somme und der Seine noch weiteres Wasser und mündete in der Gegend der heutigen Bretagne in den Atlantik. Viele Jahrtausende lang war er für die frühen Menschen eine unüberwindbare Barriere, glaubt Gupta. Das könnte auch erklären, warum die menschliche Besiedlung Großbritanniens damals für etwa 120 000 Jahre ins Stocken geriet. Als nach dem Höhepunkt der Vergletscherung in der letzten Eiszeit vor 20 000 Jahren die Meeresspiegel um etwa 100 Meter anstiegen, versank das Flusstal im Meer. Auf diese Weise entstand der Ärmelkanal, der seither England vom europäischen Kontinent trennt.

(afp)
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