Rätsel des Alltags Warum Kitzeln so grausam schön sein kann

Köln (rpo). Kitzeln, - für die einen grausame Kicher-Qual, für die anderen bloß ein untauglicher Versuch, ihnen ein Lächeln abzuringen. Der Kölner Neurologe Curt Beil versucht zu erklären, was es mit dem Kitzeln auf sich hat. Eins steht fest: Kitzeln und Schmerz liegen wissenschaftlich betrachtet nah beieinander.

 bei vielen Menschen zählen die Füße zu den gefährlichsten Kitzelzonne.

bei vielen Menschen zählen die Füße zu den gefährlichsten Kitzelzonne.

Foto: ddp, ddp

Nur werde Kitzeln im Bewusstsein eher als "freundlich" eingeordnet. Es ist eine Art "angenehm-unangenehm"- Gefühl, formuliert es Beil. Man ziehe zwar den Fuß weg, der gekitzelt wird - "aber es scheint ein unterschwelliger Wert zu sein, der nicht dem Schmerz gleichkommt". Dass manche Körperregionen kitzeliger sind als andere, führt Beil auf die unterschiedliche Verteilung bestimmter Neurorezeptoren in der Haut zurück. Die Reaktion aufs Kitzeln sei jedoch kein reiner Reflex, sondern werde im Gehirn gesteuert.

Ganz könne sich wohl niemand dem Kitzelgefühl entziehen, sagt der Neurologe: "Aber wie stark man reagiert, hängt sicher auch vom Persönlichkeitstyp ab. Möglicherweise nehmen scheinbar nicht kitzelige Menschen das Kitzeln nur anders wahr." Auch das sprichwörtliche "Zähnezusammenbeißen" könne helfen, dem Kitzelreiz zu widerstehen - "aber auch das funktioniert nur bis zu einem gewissen Grad". Nicht ohne Grund war Kitzeln im Mittelalter eine Foltermethode. Einiges deute auch darauf hin, dass die Kitzelempfindlichkeit vererbt werde, sagt Beil: "Sehr kitzelige Eltern haben meist auch ziemlich kitzelige Kinder."

Geklärt ist bisher nur, warum man sich nicht selber kitzeln kann: Ein britisch-kanadisches Forscherteam fand heraus, dass das Gehirn bei Berührungen mit der eigenen Hand den Zeitpunkt des Kontakts vorausberechnet und alle Nervensignale dämpft, die um diesen Zeitpunkt herum vom entsprechenden Körperteil ausgesendet werden.

(afp)
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