Rätsel des Alltags Warum können Vögel auch mit vollem Schnabel zwitschern?

Düsseldorf (rpo). Wie können Vögel mit vollem Schnabel, in dem sich Nistmaterial oder Futter befindet, zwitschern?

Singvögel besitzen einen beson deren Stimmapparat, den "unteren Kehlkopf" (Syrinx), der im Gegensatz zum "oberen Kehlkopf" (Larynx) am unteren Ende der Luftröhre an der Bronchiengabelung sitzt. Er ist für die Erzeugung des Gesangs zuständig. "Der obere Kehlkopf besitzt bei den Vögeln - anders als bei uns Menschen - keine Stimmbänder", erklärt Dieter Martin, Biologe an der Forschungsstation Gut Klepelshagen (Mecklenburg-Vorpommern) der Deutschen Wildtier Stiftung.

Während Menschen von der Energie der durch den Kehlkopf strömenden Luft zur Laut erzeugung nur zwei Prozent nutzen können, werden im "Gesangskehlkopf" der Vögel nahezu 100 Prozent Energie in Lautstärke umgewandelt.

Meist ist die Syrinx noch von einem Luftsack umgeben, der zusätzlich als Resonanzkörper dient und die Lautstärke weiter anhebt.

Außerdem können Vögel ihren Stimmapparat viel virtuoser bedienen als Menschen. Dadurch, dass die Syrinx am Verzweigungspunkt der Bronchien liegt, streicht von zwei Seiten Luft an ihr vorbei. Das befähigt die Vögel, den aus der rechten Lunge kommenden Luftstrom mit Hilfe präzise arbeitender Muskeln anders zu steuern als den von links kommenden Luftstrom. So können sie im rechten Bronchus einen höheren oder tieferen Ton erzeugen als gleichzeitig im linken.

Aufgrund ihrer doppelten Stimme können sie gleichzeitig in zwei Tonlagen zwitschern, flöten, tirilieren.

Weil sie die Energie, welche Luft beim Durchströmen erzeugt, effektiv aus nutzen, "können Vögel auch ununterbrochen singen - beim Einatmen genauso wie beim Ausatmen", erklärt Dieter Martin. Selbst wenn der Schnabel voller Futter oder Nistmaterial ist, strömt noch genügend Luft hindurch. Deshalb hält ein voller Mund Vögel nicht vom Zwitschern ab.

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