Paul Dann Warum Vorbeugung gegen Osteoporose hilfreich ist

Die Behandlung des Knochenschwunds ist eine Langzeittherapie, bei der die Patienten auf die Ernährung achten müssen.

Unser Leser Raimund K. aus Hilden fragt: "Meine 74-jährige Frau leidet an einer starken Osteoporose mit Wirbelkörperbruch und muss orthopädisch behandelt werden. Dabei spielt die Genetik mütterlicherseits eine Rolle. Ich habe gehört, wir Männer können ebenso manchmal ein Defizit bezüglich der Knochenmasse bekommen. Was wissen Sie hierzu?"

Paul Dann Der Knochen besteht aus einer Grundsubstanz, in die Mineralstoffe, vor allem Calcium und Phosphat, eingelagert werden. Dadurch erhält der Knochen Härte und Stabilität. Bei Osteoporose (umgangssprachlich für Knochenschwund) wird Knochenmasse geschlechtsunabhängig im Körper übermäßig rasch abgebaut. Die Ursachen liegen meist in hormonellen oder biomechanischen Störungen im Knochensystem; Vererbung ist ebenso eine Erklärung. Die Osteoporose entsteht aufgrund einer unzureichenden Knochenbildung in jungen Jahren oder in einem beschleunigten Abbau in späterer Zeit. Dadurch werden die Strukturen des Knochens schnell porös, und die äußere Knochenschicht wird dünner. Stabilität und Belastbarkeit gehen stark zurück; die Knochen brechen unter Umständen schon bei geringfügigen Anlässen. Wenn in oberen Anteilen mehrere Wirbel betroffen sind, kann es in diesem Fall zum sogenannten "Witwenbuckel" kommen. Dadurch sind oftmals auch Rückenschmerzen erklärbar. Es kann sich eine Fehlhaltung mit Gangunsicherheit und erhöhter Sturzneigung einstellen. Osteoporose ist eine der häufigsten Erkrankungen im höheren Lebensalter. Etwa 80 Prozent aller Osteoporose-Erkrankungen betreffen Frauen nach den Wechseljahren. Ursache ist ein Östrogenmangel. Männer leiden deutlich seltener an Osteoporose. Die primäre Osteoporose (95 Prozent) tritt nicht als Folge einer anderen Erkrankung auf. Sekundäre Osteoporosen sind selten, wobei Erkrankungen, die eine Behandlung mit Cortison während einer längeren Zeitspanne erfordern oder zu einer Immobilisation führen, oft ursächlich sind. Vor der Diagnostik ist die Befragung wichtig. Neben Rückenschmerzen als Leitsymptom, Verminderung der Körpergröße durch das strukturelle Nachgeben von Wirbelkörpern bei Knochenmasseverlusten oder Knochenbrüchen sind Risikofaktoren wie calciumarme Ernährung, Vitamin D-Mangel, frühe Wechseljahre und familiäre Belastung wesentliche Faktoren. Zur klinischen Untersuchung gehören die Messung der Körpergröße, das typische Erkennen von Hautfalten am Rücken (Tannenbaumphänomen) sowie die Verringerung des Abstandes von Rippenbogen und Beckenkamm dazu. Eine Röntgenuntersuchung und Knochendichtemessung (DXA) sowie eine Labordiagnostik ergeben eine Einschätzung des Krankheitsbildes. Die Behandlung der Osteoporose ist eine Langzeittherapie. Was zur Therapie geeignet ist, dient oft auch der Vorbeugung. Die wichtigste Maßnahme ist ausgewogene Ernährung! Dieses geschieht in erster Linie durch die Aufnahme von Mineralien, Spurenelementen, Calcium und Vitaminen, vor allem Vitamin D. Dabei fördert ausreichendes Sonnenlicht – empfohlen wird eine halbe Stunde täglich – die zusätzliche Vitamin-D-Produktion über die Haut. Körperliche Aktivität schützt stark vor Knochenschwund. Die Kräfte, die über gezielte Bewegung der Muskulatur auf den Knochen wirken, regen die knochenaufbauenden Zellen an, neue Knochensubstanz zu bilden. Das richtige Funktionstraining, auch Osteoporose-Gymnastik, kann entscheidende Verbesserungen bringen. Osteoporose-Medikamente wirken ganz unterschiedlich: weiteren Knochenabbau verhindern oder gezielt den Knochenaufbau unterstützen, somit das Bruchrisiko reduzieren. Trotz bahnbrechender Verbesserung in Diagnostik und Therapie der Osteoporose bleibt diese Knochenstoffwechselstörung eine zunächst unmerklich verlaufende Erkrankung und sollte deshalb bei Männern und Frauen bei entsprechenden Risikofaktoren oder jenseits der Wechseljahre durch ein Screening erfasst und präventiv behandelt werden, um eine spätere hohe Krankheitsbelastung zu vermeiden.

Paul Dann ist niedergelassener Orthopäde, Rheumatologe und Osteologe in Düsseldorf.

(RP)
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