Gourmetküche Was kostet das Essen in einem Sterne-Restaurant?

Düsseldorf · Die "Michelin"-Sterne schmücken die besten Restaurants. Einsteigern in die gehobene Gastronomie empfehlen Köche ein Menü. Denn das vermittelt am besten die Philosophie eines Restaurants. Doch mit wie viel schlägt das günstigste Gericht zu Buche?

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Foto: dpa-tmn/Tobias Hase

Eigentlich verbietet sich die Frage: Was kostet das günstigste Gericht in einer Sterne-Küche? Schließlich geht es bei dem Besuch eines solchen Restaurants nicht ums Sparen, sondern darum, sich etwas zu gönnen, zu genießen, einen entspannten Abend und neue Aromen zu erleben. Und natürlich satt zu werden.

Bei Felix Kaspar, der für sein Bonner Lokal "Kaspars" nun erstmals einen Stern erkochte, sind die günstigsten Gerichte ein Dessert oder ein Käsegang und liegen bei 19 Euro. Der Nachtisch ist meist eine Kombination von verschiedenen kleinen Köstlichkeiten. "Und jeder Gast, der nur solch ein Dessert isst, bekommt ja nicht nur dieses eine Gericht", erklärt Kaspar das Sterne-Konzept. Jedem Besucher lässt er dreierlei Appetizer servieren, die jeweils aus mindestens fünf Komponenten bestehen, zudem gibt es ein Amuse-Bouche. Wer zudem noch einen Kaffee ordert, bekommt dazu Petit-Fours. Für Kaspar sind seine Preise mehr als gerechtfertigt. "Man bekommt auch viel: Darin stecken viel liebevolle Arbeit und hochwertige Produkte", sagt er. Der Preis fürs Menü wird immer neu kalkuliert, abhängig von den Grundzutaten. Winterliche sechs Gänge kosten 110 Euro, vier Gänge 84 Euro. Wer sich als Neuling an die Sterne-Gastronomie herantasten will, dem empfiehlt Felix Kaspar zum Einstieg ein Menü. "Über dessen Harmonie hat sich ein Koch in der Regel die meisten Gedanken gemacht."

Dany Cerf, der in Düsseldorf für sein Restaurant "Le Flair" den ersten Stern holte, rät ebenfalls, sich für ein Menü zu entscheiden. Doch noch, so merkt er an, scheuten viele Gäste davor zurück, fünf Gänge zu bestellen. "Viele fürchten, dass es zu viel ist, dabei passen wir die Größen der Portionen an, so dass man sich danach nicht voll fühlt." Solch ein Menü kostet bei ihm 69 Euro, er würde immer dazu raten - für das Erlebnis. "Mit mehreren Gängen sieht und erfährt man mehr über die Philosophie eines Restaurants", sagt Cerf. Wer zwei bis drei Gänge à la carte bestelle, komme auf einen ähnlichen Betrag.

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Wer in noch höheren Sterne-Sphären schweben will, muss erheblich mehr investieren. Bei Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt in der "Schwarzwaldstube" (Baiersbronn) kosten eingelegte Rübchen als Vorspeise à la carte 55 Euro. Das Mosaik von schottischen Kaisergranaten und Gillardeau-Austern steht für 170 Euro auf der Karte. Im Hauptgang muss man für die gebratene Wildente mit Tannenhonig 160 Euro rechnen. Das ist aber auch in der Top-Gastronomie Spitze. Generell, so sagen Szene-Kenner, liege bei vielen Gourmets die Schmerzgrenze bei etwa 100 Euro für ein mehrgängiges Menü. Das befeuert einen neuen Trend: schlichte Produkte zu verfeinern, denn bei dem Preis ist ein Steinbutt nicht möglich, und der Koch weicht auf die Makrele aus.

Was in diesem Jahr ebenfalls auffällt: Einige der ausgezeichneten Köche sind noch extrem jung. Auffällig sei die Stärke der Talente, angesichts der Kreativität der deutschen Köche werde man beim Spitzenreiter Frankreich "langsam nervös", sagt Michael Ellis, der internationale Direktor des "Guide Michelin". Insgesamt zeichneten die Tester 292 Häuser in Deutschland mit einem, zwei oder drei Sternen aus - und damit mehr als jemals zuvor. Dany Cerf (29) sieht den Erfolg als einen Beleg für die Leidenschaft seiner Generation. "Ein Stern bedeutet viele Jahre harter Arbeit." Auch Felix Kaspar ist erst 24 und hat sich vor einem Jahr mit Bruder Lukas (26) selbstständig gemacht. "Ich hatte schon immer Ziele auf hohem Niveau", sagt der Bonner. Er und andere junge Köche haben eine neue Art von Gastronomie geschaffen. "Bei uns kann man in Jeans und Pulli kommen, keiner braucht eine Krawatte", sagt Dany Cerf. Auch im "Kaspars" geht es leger zu. "Unsere Jungs im Service tragen Sneaker, Jeans und eine einfache Jacke", sagt der Chefkoch. Damast-Decken und Tafelsilber gibt es nicht. "Wir haben normales gutes Besteck und Leinendecken." Steif soll die Atmosphäre nicht sein, sondern gut. "Besonders ältere Gäste schätzen das und sagen: Das Altbackene ist nichts für uns."

Einer, der sich über den frühen Erfolg der neuen Sterneköche freut, ist Jürgen Köpp, Inhaber und Chefkoch im "Landhaus Köpp" in Xanten-Obermörmter. Er bekam dieses Jahr den 25. Stern. Nach Lehrjahren und vielen Stationen war er 1991 an den Niederrhein heimgekehrt, übernahm den Dorfgasthof, zu dem auch heute noch ein Campingplatz gehört, und bekam schon im Jahr darauf seinen ersten Stern und war für den Gault Millau "die Entdeckung des Jahres" - mit 31. "Der Stern ist für uns hier in der tiefen Provinz extrem wichtig", sagt der 56-Jährige. Er ist froh über die vielen jungen Köche, die der Sterne-Gastronomie ein anderes Bild geben und die zeigen, dass diese eine Zukunft hat.

Bei seinen Sterne-Gerichten können preislich zumindest auch andere Restaurants in NRW-Großstädten locker mithalten. Sein teuerstes Gericht, ein Rehrücken als Hauptgang, kostet 32,50 Euro. Mit einem Süppchen von der Langoustine ist man schon mit unter 15 Euro dabei. "Hier am Niederrhein darf man für seine Gäste nicht die Bodenständigkeit verlieren", sagt Köpp. Und das gilt auch beim Preis.

(mso)
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