Rätsel des Alltags Was macht der Straußenkopf im Sand?

Düsseldorf (rpo). Nur nicht den Kopf in den Sand stecken - ein geflügeltes Wort. Manchmal wird diese Tat auch dem Vogel Strauß zugeschrieben. Doch steckt der Strauß den Kopf wirklich in den Sand?

"Dass Strauße ihren Kopf in den Sand stecken, ist ein Märchen", sagt Ralph Schumacher, der in Remagen eine Straußenfarm leitet. "Wenn Strauße das tun würden, käme Sand in Augen und Ohren. Außerdem würden sie wegen des hohen Blutdrucks bewusstlos werden, wenn sie längere Zeit ihren Kopf unter Brusthöhe halten."

In Wirklichkeit legt ein Strauß, der auf dem Boden ruht, bei Gefahr seinen Kopf mit ausgestrecktem Hals flach auf den Boden. Dies dient der Tarnung. Seine natürlichen Feinde, beispielsweise Löwen, verwechseln den Strauß dann leicht mit einem Busch in der Landschaft. Vor allem halbwüchsige Strauße, so Bernhard Grzimek in seinem Standardwerk "Grzimeks Tier leben", legten sich gern so hin. Komme man ihnen zu nahe, so würden sie jählings aufspringen und davonsausen. Mit Spitzengeschwindigkeiten von 60 bis 70 Stundenkilometern haben die Tiere auch gar keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken .

Die Mär vom Straußenkopf im Sand ist nach Grzimek schon uralt: Sie stammt von den Arabern. Die Römer und alle späteren Bücherschreiber hätten die Geschichte ungeprüft abgekupfert. Man vermutet, dass der Kopf-in-den-Sand-Mythos auch durch die fehlerhafte Beobachtung beim Tarnen des Nestes entstand: Der das Nest beschützende und die Eier bebrütende Strauß - das Männchen - duckt sich bei gewitterter Gefahr ab und legt den gesamten Körper möglichst flach auf das Nest, um es so zu tarnen. Aus Straußens Sicht ist das clever und meist erfolgreich - und alles andere als der Versuch, sich vor der Verantwortung feige zu drücken. Das Missverständnis könnte auch daher rühren, dass Strauße öfters ihre Köpfe zu Boden schwingen, um Geräusche besser identifizieren zu können.

Wie auch immer diese Falschinformation in die Welt geraten sein mag, sie ist Basis einer sehr beliebten Rede wendung geworden, über die Zoologen nur den Kopf schütteln können. Und der Begriff "Vogel-Strauß-Politik" ist im Grunde die Beleidigung eines intelligenten Tieres.

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