Weltraumteleskop Hubble begeistert Das Auge der Menschheit im All

New York · Nach anfänglichen Problemen hat das Weltraumteleskop Hubble bedeutende Beiträge zur astronomischen Forschung geliefert. Der Spott ist verstummt.

Fantastische Hubble-Aufnahmen seit über 20 Jahren
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Foto: dpa, Hubble, European Space Agency

"Die wichtigste Entdeckung des Hubble-Teleskops? Dass man seine Brille nicht vergessen sollte!" Noch heute, nahezu 23 Jahre nach dem Start des Weltraumobservatoriums, kann sich so mancher Astronom eine spöttische Bemerkung nicht verkneifen.

Denn damals, kurz nachdem die Raumfähre Discovery das rund zwei Milliarden Dollar teure Gerät am 25. April 1990 in seine 600 Kilometer hohe Umlaufbahn gehievt hatte, mussten die Himmelsforscher entsetzt erkennen, dass das Weltraumauge fehlsichtig war. Ein geradezu törichter Fehler im Herstellungsprozess und mangelnde Kontrolle hatten dazu geführt, dass der 2,4 Meter große Spiegel des Teleskops den falschen Schliff bekommen hatte.

Doch der Spott ist milde geworden. Das kurzsichtige hässliche Entlein mauserte sich zum stolzen, scharfsichtigen Schwan: Der Einbau einer "kosmischen Brille" in das Hubble-Teleskop durch ein Team amerikanischer und europäischer Astronauten im Dezember 1993 war einer der größten Triumphe der bemannten Raumfahrt — ein Beweis dafür, wie nützlich Menschen im All sein können.

Eine Zeitmaschine

Seither reißen sich die Astronomen in aller Welt darum, das Auge im All auf ferne Sterne und Galaxien zu richten, um deren Geheimnisse zu lüften. Woche für Woche überträgt Hubble 120 Gigabyte an wissenschaftlichen Daten zur Erde. Über 10.000 wissenschaftliche Arbeiten basieren bereits auf Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop.

Gerade erst hat Hubble einen Blick in die Frühgeschichte des Kosmos geworfen: Mit Hilfe extrem langer Belichtungszeiten gelang es einem internationalen Forscherteam, sieben Galaxien in ihrer Entstehungszeit vor über 13 Milliarden Jahren aufzuspüren. Denn Hubble ist — wie jedes Teleskop — eine Art Zeitmaschine. Der Blick in die Tiefen des Alls ist zugleich ein Blick in die Vergangenheit des Kosmos.

Wenn das Licht eines Sternsystems 13 Milliarden Jahre zu uns braucht, dann sehen wir diese Galaxie heute so, wie sie vor 13 Milliarden Jahren aussah. Die neuen Beobachtungen zeigen erstmals, wie häufig Galaxien in der Frühzeit des Kosmos waren, wenige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall. Je weiter die Astronomen zurückblicken, desto weniger Galaxien gibt es — die ersten Sternsysteme sind demnach rund 400 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden.

Sternexplosionen als "Standardkerzen"

An zahlreichen epochalen Entdeckungen war das Weltraumteleskop beteiligt. Herausragend war in den 1990er Jahren der Nachweis, dass der Kosmos sich nicht nur ausdehnt, sondern dass sich diese Expansion beschleunigt. Zur Vermessung des Universums benutzen die Astronomen explodierende Sterne, Supernovae eines bestimmten Typs.

Die Sternexplosionen dienen als "Standardkerzen", Lichtquellen bekannter wahrer Helligkeit, aus deren beobachteter Helligkeit sich dann die Entfernung bestimmen lässt. Die Beobachtung weit entfernter Supernovae mit Hubble zeigte, dass diese lichtschwächer sind als erwartet, also auch weiter entfernt. Der Kosmos muss sich also rasanter ausdehnen als bislang angenommen.

(RP/csr/pst/rm)
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