Halbschattenfinsternis in der Nacht zu Samstag Der Mond trägt einen grauen Schleier

Offenbach · Für Hobbyastronomen ist es ein zwar regelmäßig wiederkehrendes, aber doch bemerkenswertes Ereignis, für alle anderen wohl nur ein vorübergehender Grauschleier über dem Mond: die sogenannte Halbschattenfinsternis. In der heutigen Nacht zu Samstag ist es in Teilen Deutschlands wieder so weit.

Bei ihr wird der Erdtrabant nicht komplett vom Kernschatten der Erde verdunkelt, sondern lediglich vom Halbschatten getroffen, der den Kernschatten umgibt. Heute Nacht ab 24 Uhr ist es wieder so weit.

Eine freie Sicht auf die kleine Mondfinsternis, die auch als "grauer Mond" bezeichnet wird, scheint es jedoch allenfalls im Osten Deutschlands zu geben, sagt Meteorologe Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. In vielen Teilen Deutschlands versperren Wolken die Sicht. Im Süden und Westen werde es nur Wolkenlücken geben — wo genau, sei kaum vorhersehbar.

Für Laien werde das Schauspiel daher nur schwer zu erkennen sein, sagte Uwe Walther von der Volkssternwarte Kirchheim in Thüringen. "Es ist etwas für Kenner und naturverbundene Genießer." Der Höhepunkt der Halbschattenfinsternis werde um 1.50 Uhr am Samstagmorgen erreicht sein.

Dann werde die Mondscheibe zu rund drei Vierteln von dem Grauschleier bedeckt sein. Danach zieht sich der schwache Schatten wieder zurück. Dennoch hat das Naturschauspiel zu allen Zeiten die Menschen beeindruckt — vor allem, weil dem Mond stets mystische Einflüsse zugeschrieben wurden.

Als einziger Himmelskörper verändert der Mond permanent seine Gestalt, wandelt sich vom Voll- über den Halb- zum unsichtbaren Neumond, bis sich die Abfolge umkehrt. Für eine Mondphase werden durchschnittlich 29 Tage, zwölf Stunden und 43 Minuten veranschlagt.

Voraussetzung für eine Mondfinsternis, egal ob partiell oder komplett, ist der Vollmond. Weil der Trabant dann von der Sonne angestrahlt wird, ist er besonders gut zu sehen. Bei einer Mondfinsternis schiebt sich der Mond — von der Sonne aus gesehen — hinter die Erde. Sonne, Erde und Mond stehen nun etwa in einer Linie.

Der Schatten der Erde trifft den von ihr 384.000 Kilometer entfernten Mond und verdunkelt ihn, es kommt zu einer totalen Mondfinsternis. Verdeckt der Schatten nur einen Teil des Himmelskörpers, spricht man von einer partiellen Mondfinsternis. Streift der Mond nur den Schatten, ist der Zustand der Halbschattenfinsternis erreicht.

Im Gegensatz zu einer Sonnenfinsternis, die immer nur in einem sehr begrenzten Gebiet zu sehen ist, kann eine Mondfinsternis auf der kompletten Nachtseite der Erde beobachtet werden. Rein rechnerisch müsste eine Mondfinsternis einmal im Monat auftreten.

Dass das nicht der Fall ist, liegt daran, dass die Himmelskörper auf Umlaufbahnen kreisen und sich Distanzen sowie Winkel zueinander damit ständig verändern. Zudem ist die Mondbahn um fünf Grad zur Erdbahn geneigt, was dazu führt, dass der Trabant auch unter oder über dem Schatten der Erde hinwegtaucht.

Zum letzten Mal trat eine Halbschattenfinsternis am 28. November 2012 auf. Damals versperrten dichte Wolken die Sicht. Eine partielle Mondfinsternis gab es am 25. April dieses Jahres. Die nächste totale Mondfinsternis über Mitteleuropa ist erst am 28. September 2015 zu sehen — wenn das Wetter mitspielt.

(RP)
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