Weltraumpioniere gesucht Forscher werben mit One-Way-Ticket zum Mars

Pullman · Einmal zum Mars und kein zurück? Wie die Pioniere, die die Weiten des amerikanischen Westens besiedelten, so soll auch der Mars von Menschen kolonisiert werden, fordern zwei amerikanische Wissenschaftler. Ein One-Way-Ticket zum Mars sei schneller und kostengünstiger, argumentieren die beiden Forscher.

Expeditionseindrücke und Fotos vom roten Planeten
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Ein Flug zum Mars dauert rund sechs Monate. Die notwendige Technologie existiere bereits oder stehe demnächst zur Verfügung, schreiben Dirk Schulze-Makuch von der Washington State Universität und Paul Davies von der Arizona State Universität in ihrem Artikel "To Boldly Go" (auf Deutsch in etwa: Kühn voranschreiten) in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Jounal of Cosmology".

Kolonie auf dem Mars

Durch den Verzicht auf den Treibstoff und den Proviant für die Rückreise wäre ein One-Way-Ticket zum Mars etwa 80 Prozent günstiger. Wichtig ist den beiden aber, dass sie keine Selbstmordmission vorschlagen. "Die Astronauten würden sich auf den Weg zum Mars begeben in der Absicht, dort den Rest ihres Lebens zu verbringen, als Wegbereiter einer permanent besiedelten Kolonie auf dem Mars", schreiben sie.

Bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa stößt der Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Zwar hat US-Präsident Barack Obama das Ziel ausgegeben, bis Mitte der 2030er Jahre eine bemannte Mission zum Mars zu entsenden, doch von einem One-Way-Ticket war nie die Rede. "Wir wollen unsere Leute zurückholen", sagt Nasa-Sprecher Michael Braukus.

Davies war einer der ersten Vertreter der Theorie, dass der Samen des Lebens an Bord von Steinbrocken vom Mars auf die Erde kam. Seine Forschungsfelder umfassen die Kosmologie, Quantenfeldforschung und Astrobiologie. Schulze-Makuch hat bereits zwei Bücher über Leben auf fremden Planeten veröffentlicht. Sein Forschungsgebiet ist die Öko-Hydrologie - die Erforschung der Wasservorkommen auf Planeten und Monden in unserem Sonnensystem und welche Voraussetzungen sie für mikrobakterielles Leben bieten.

Geringere Lebenserwartung auf dem Mars

"Man würde ältere Menschen schicken, um die 60 oder so", sagt Schulze-Makuch. Filmfans denken hier sofort an "Armageddon", ein Streifen, in dem ein paar Helden unter der Führung von Bruce Willis die Erde vor der Zerstörung durch einen Asteroiden retten. Doch der Einsatz von Senioren-Astronauten wäre durchaus sinnvoll. Die Lebenserwartung der Pioniere würde sich durch die fehlende medizinische Versorgung und die erhöhte Strahlung spürbar verringern. Die Strahlung würde auch die Fortpflanzungsorgane schädigen, weshalb es anfangs nicht ratsam wäre, Siedler in zeugungs- und gebärfähigem Alter zu entsenden, sagt Schulze-Makuch.

Der Mars besitze ausreichend Schwerkraft, eine Atmosphäre, Wasser im Überfluss, Kohlendioxid und wichtige Mineralien - ausreichend Ressourcen, um den Pionieren längerfristig den Aufbau einer autarken Siedlung zu ermöglichen, schreiben die beiden Wissenschaftler. In ihrem Artikel schlagen sie die Entsendung von Zweier-Teams vor, von denen jeder in einem eigenen Raumschiff die Reise unternimmt. Nach der Ankunft könne das Gefährt ihnen als Behausung dienen. Weitere Kolonisten und Versorgungsraumschiffe würden folgen. Die ersten Missionen könnten ihrer Ansicht nach in 20 Jahren starten. Als Standort empfehlen sie eine große Eishöhle, die Schutz vor Strahlung biete und wo Wasser und Sauerstoff bereitstünden.

Gesucht: Exzentrischer Milliardär

Die beiden Forscher rechneten damit, dass es schwierig sei, die Nasa für ihren Vorschlag zu begeistern. "Was wir bräuchten, wäre ein exzentrischer Milliardär", sagt Schulze-Makuch. "Es gibt Leute, die das Geld haben, um das zu verwirklichen." Der britische Tycoon Richard Branson, PayPal-Gründer Elon Musk und Amazon-Chef Jeff Bezos sind bereits in der privaten Weltraumfahrt engagiert.

Theoretische Experimente mit der Einsamkeit im All

Zahlreiche Filmemacher haben mit ihren Mitteln bereits mit den Auswirkungen der Einsamkeit auf solch langwierigen Weltraummissionen experimentiert. Heraus kamen Filme wie "2001: Odyssee im Weltraum", "Solaris" oder "Moon".

Eine sorgfältige Auswahl und ein umfangreiches Training sowie permanenter Kontakt mit der Erde sollen den kräftezehrenden mentalen Stress einer solchen Reise reduzieren, schreiben die beiden Wissenschaftler. Die Auswirkungen langwieriger Weltraumaufenthalte auf die geistige Gesundheit von Menschen wurde bereits ausführlich untersucht. So wurde beobachtet, dass Depressionen und Schlafstörungen auftreten können und die Teilnehmer sich in die Haare geraten - Probleme, die auch auf dem Mars auftreten könnten. Das Wissen, dass es keine Möglichkeit zur Rückkehr zur Erde gebe, würde die Probleme wahrscheinlich noch verschärfen.

Trotz der Skepsis der Nasa sind sich Schulze-Makuch und Davies sicher, dass sich Menschen finden würden, die bereit wären, die notwendigen Opfer zu erbringen. Falls die Erde unbewohnbar werde, sei der Mars noch ein Rettungsboot für die Menschheit, argumentieren sie. "Wir leben auf einem verletzlichen Planeten", sagt Schulze-Makuch. "Asteroideneinschläge oder die Explosion einer Supernova können uns bedrohen. Wenn wir als Art überleben wollen, müssen wir uns im Sonnensystem und darüber hinaus ausbreiten."

(apd/pst)
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