Neue Nasa-Entdeckungen Leben auf Saturn- und Jupitermonden?

Washington · Neue Entdeckungen der US-Weltraumbehörde Nasa rücken den Saturn-Mond Enceladus und den Jupiter-Mond Europa in den Fokus der US-Wissenschaftler. Auf diesen eisigen Wasserwelten scheint Leben möglich zu sein.

 Diese Aufnahme zeigt die Oberfläche des Saturn-Mondes Enceladus.

Diese Aufnahme zeigt die Oberfläche des Saturn-Mondes Enceladus.

Foto: rtr, BMA

Seit 13 Jahren erforscht die Nasa-Sonde Cassini den Gasriesen Saturn, sein Ring-System und auch seine Monde. Am 15. September wird das Raumschiff in der Atmosphäre des Gasriesen verglühen. Doch vor ihrem Ende hat Cassini noch eine sensationelle Entdeckung gemacht, die nun bei einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Die Sonde hat in den gewaltigen Wasserfontänen am Südpol des Saturn-Mondes Enceladus neben Methan und Kohlendioxid vor allem Wasserstoff entdeckt. Und das hat die Nasa-Wissenschaftler geradezu elektrisiert. Denn die mögliche Erklärung für diesen Chemie-Cocktail führt zu einem Schluss: In dem Wasser unter der 30 bis 40 Kilometer dicken Eisschicht von Enceladus scheint Leben möglich zu sein.

Eisenhaltige Mineralien des felsigen Mondkerns könnten in Verbindung mit dem warmen Ozean Wasserstoff produzieren. Und dieser Wasserstoff wiederum kann mit Kohlendioxid zu Methan reagieren. Ein chemischer Prozess, bei dem Energie frei wird. In einer Stunde in etwa so viel wie in 300 Pizzas, wie es am Donnerstagabend in der Nasa-Pressekonferenz hieß.

Mikroben könnten eben diese Reaktion als Energiequelle nutzen, um ohne Sonnenlicht am Leben zu bleiben. Ähnliche Prozesse beobachtet man auch auf der Erde rund um die sogenannten "schwarzen Raucher" — hydrothermale Quellen am Grund der irdischen Meere, wo so gut wie gar kein Sonnenlicht mehr hingelangt. Dort leben Mikroben von chemischer Energie. Und unter Umständen spielt sich auf Enceladus etwas Ähnliches ab.

Zumindest die Grundbedingungen für Leben seien auf dem Saturnmond nach dem jetzigen Verständnis erfüllt: Wasser gibt es im Überfluss, Energie könnten die chemischen Prozesse liefern und auch grundlegende Elemente wie Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Wasserstoff sind vorhanden. Ebenso wie sehr wahrscheinlich Phosphor und Schwefel, auch wenn die auf Enceladus noch nicht nachgewiesen wurden. Aber der felsige Kern des Mondes scheint ähnlich bestimmter Meteoriten zu sein, bei denen bereits Phosphor und Schwefel gefunden worden sind. Die Chancen für Leben stehen also nicht schlecht.

Angetrieben werden diese Prozesse dabei am Ende vom Saturn selbst: Der felsige Kern des rund 500 Kilometer durchmessenden Enceladus wird durch die Gezeitenkräfte bei seiner Umlaufbahn immer wieder gestaucht und gedehnt. Durch die Reibung des Gesteins im Mondkern entsteht die Wärme, die den Ozean unter der Eisoberfläche aufheizt und die chemische Prozesse in Gang setzt, die möglicherweise Leben möglich machen.

Zumal Enceladus kein Einzelfall in unserem Sonnensystem zu sein scheint. Wie bei der Pressekonferenz vorgestellt wurde, hat das Hubble-Weltraumteleskop auch auf dem Jupitermond Europa gewaltige, bis zu 100 Kilometer hohe Wasserfontänen entdeckt. Man konnte sogar ihren genauen Standort auf der Welt, die wie Enceladus unter einer etwa 80 bis 170 Kilometer dicken Eisschicht ein gewaltiges Meer verbirgt, lokalisieren.

Diese Daten wurden mit den Wärmekarten des Mondes Europa vergleichen, die von der Jupitersonde Galileo erstellt worden waren. Die überraschende Erkenntnis: Dort, wo die wärmsten Stellen des Mondes sind, bilden sich auch die Wasserfontänen, die ins All schießen. Die Energie dafür stammt wieder aus der Reibung des Gesteins, wenn die Gezeitenkräfte im Orbit um Jupiter den Mond verformen und sich seine Oberfläche um bis zu 30 Meter hebt und senkt. Das spricht dafür, dass auf Europa ähnliche Prozesse ablaufen wie auf Enceladus. Und das macht beide Monde trotz Oberflächentemperaturen von unter Minus 100 Grad Celsius zu den bislang heißesten Kandidaten für mögliches außerirdisches Leben.

Zumindest der Jupitermond, der etwa so groß wie unser irdischer Mond ist, wird bald von der Nasa noch näher unter die Lupe genommen. Um 2022 wird die Sonde "Europa Clipper" starten. Sie wird die Eiswelt nicht nur mehrmals umrunden, sondern sie soll auch ein kleines Labor absetzen — das dann die Oberfläche von Europa und die Vorgänge dort direkt untersuchen soll.

(jova)
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