Darmstadt Forscher: Kometen-Labor Philae könnte sich 2015 wieder melden

Darmstadt · "Tschuri" wird nicht aus den Augen gelassen. Das auf dem Kometen gelandete Mini-Labor "Philae" ist wegen Strommangels zwar in einem Dornröschenschlaf - die Raumsonde "Rosetta" beobachtet "Tschuri" an ihrer Seite aber weiter. Voraussichtlich im kommenden August wird der Komet der Sonne am nächsten sein. Auf seinem Weg dorthin wird er mit seinem Schweif auf die zunehmende Hitze reagieren - ein Schauspiel, das noch nie aus dieser Nähe beobachtet wurde. In Kometen stecken die wahrscheinlich ältesten, weitgehend unveränderten Reste aus der Zeit, als sich vor 4,6 Milliarden Jahren das Sonnensystem bildete. Wissenschaftler hoffen, durch Experimente Antworten auf die Frage zu bekommen, wie Leben auf der Erde entstand.

Möglicherweise wird aber nicht nur "Rosetta" den sich verändernden Koloss - mit vollem Namen "67P/Tschurjumow-Gerassimenko" - unter die Lupe nehmen können, sondern auch "Philae". Mitte November war das Mini-Labor nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen gelandet. So etwas hatte es in der Geschichte der Raumfahrt noch nicht gegeben. Allerdings fand "Philae" erst nach zwei Sprüngen in Schieflage auf dem Kometen mit der geringen Anziehungskraft ihren endgültigen Platz und begann zu forschen - bis die Batterien leer waren. Das Labor könnte aber wieder aufwachen.

Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hofft, dass "Tschuri" Geheimnisse aus der Entstehungszeit des Sonnensystems verrät. "Je wärmer der Bursche in der Nähe der Sonne wird, desto mehr Gase kommen aus seinem Innern. Was aus dem Innern kommt, ist unverändert", sagt Gabriele Arnold, "Rosetta"-Wissenschaftlerin am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof. "Der Komet wird Richtung Sonne sehr viel aktiver werden", erläutert Andrea Accomazzo, Flugdirektor bei der Europäischen Weltraumagentur Esa in Darmstadt. "Das wird interessant." Von dem kosmischen Brocken, dessen Aussehen mit einer Quietsche-Ente verglichen wird, ist schon bekannt, dass er nach faulen Eiern und Pferdestall stinkt. Dies könnte noch überboten werden. "Rosetta" habe Instrumente dabei, "mit denen "Tschuri" auch erschmeckt werden könnte, erläutert Accomazzo. Sollte "Philae" wieder hellwach sein, besteht womöglich sogar die Chance, Experimente wegen der vor der Sonne geschützten Stelle auch lange vorzunehmen. "Im April/Mai 2015 könnte sich ,Philae' wieder melden", hofft Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR in Köln. "Etwas später ist es dann möglich, dass die Batterien wieder aufgeladen sind und ,Philae' den Kometen vielleicht sogar anbohrt."

(DPA)
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