Neue Bilder vom Zwergplaneten "New Horizons" meldet sich jenseits von Pluto

Washington · Die Nasa-Sonde "New Horizons" hat den Vorbeiflug an Pluto unbeschadet überstanden und sendet nun langsam Daten zur Erde.

Pluto: New Horizons und Nasa veröffentlichen neue Bilder
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"New Horizons" und Nasa zeigen neue Pluto-Bilder

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Fast 22 Stunden mussten die Wissenschaftler ausharren, dann endlich kurz vor 3 Uhr am Mittwoch mitteleuropäischer Zeit kam das Signal: Die etwa klaviergroße und knapp 500 Kilogramm schwere Nasa-Sonde "New Horizons" meldete sich, nachdem sie den "Zwerg" Pluto passiert hatte — mit knapp 52.000 Kilometern pro Stunde und in einem Abstand von nur 12.500 Kilometern. Zum ersten Mal hat nun ein Raumschiff der Erde am Rand unseres Sonnensystems, etwa 4,8 Milliarden Kilometer von uns entfernt, den mysteriösen Eiszwerg besucht, der bis 2006 noch als neunter Planet galt.

Doch so ganz passte Pluto nie zu den anderen acht Planeten, die mehr oder weniger in einer Ebene um die Sonne kreisen. Plutos Umlaufbahn dagegen hängt "schief". Für einen erdähnlichen Planeten hat er eine zu geringe Dichte, für einen Gasriesen wie Jupiter aber ist er zu klein und schon zu dicht. Nachdem Astronomen dann jenseits der Pluto-Bahn im sogenannten Kuiper-Gürtel noch Tausende weitere Objekte entdeckt haben, von denen manche Pluto ähnlich sind, führte man die neue Klasse der Zwergplaneten ein — oder besser gesagt der Eiszwerge.

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Plutos Oberfläche besteht bei Temperaturen zwischen minus 218 und minus 238 Grad aus gefrorenem Eis, Stickstoff, Methan und Kohlenmonoxid. Das wusste man bereits von Beobachtungen, die auf der Erde gemacht worden sind. Vieles andere aber bewegte sich im Bereich des Vermuteten und Möglichen. Selbst die Bilder, die es bislang von Pluto gab, wirkten so verschwommen, als ob jemand in ein Kaleidoskop starren würde.

"New Horizons" hat mit den ersten Fotos nicht nur detailreiche Aufnahmen geliefert. Die Sonde hat auch ermittelt, dass der Zwergplanet mit einem Durchmesser von 2370 Kilometern ein wenig größer ist als gedacht. Das bedeutet auch: Pluto besteht aus noch mehr Eis als bislang angenommen.

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Foto: Screenshot/Twitter @reemadamin

Die zerklüftete Oberfläche mit Strukturen, die das "Herz" und der "Wal" genannt wurden, lassen auf einen geologisch aktiven Planeten schließen, dessen Oberfläche sich im Laufe der Zeit wandelt. Und sogar eine Polkappe hat man bereits entdeckt - aus gefrorenem Methan und Stickstoff. Das spricht für ein komplexeres Klima-Geschehen. Und das sind nur die ersten Erkenntnisse. Bis alle Ergebnisse vorliegen, wird es voraussichtlich noch bis November nächsten Jahres dauern. Ein Signal benötigt mehr als viereinhalb Stunden von "New Horizons" zur Erde. Zudem ist die Übertragungsgeschwindigkeit mit etwa 0,002 Megabit pro Sekunde — irdische Internet-Anschlüsse bieten bis zu 200 Megabit pro Sekunde — sehr niedrig.

Mit den vollständigen Daten hoffen Astronomen, etwas über unser Sonnensystem in seiner Anfangsphase vor vier Milliarden Jahren zu erfahren: Pluto ist ein Relikt, ein gefrorenes Zeugnis, auf dem das Material jener frühen Phase konserviert ist. Über ihn will man mehr über die Zusammensetzung des noch jungen Planetensystems erfahren — vor allem über das Wasser und die Kohlenstoffverbindung. Denn das sind zwei der essenziellen Bausteine für das Leben auf der Erde.

(RP)
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