Berlin Wenn die Großen wählen gehen

Berlin · Am Sonntag ist Bundestagswahl. Dann entscheiden die Erwachsenen in Deutschland, wer regieren soll. Es ist wichtig, dass viele Menschen wählen gehen, weil sie auf diese Weise mitbestimmen, was in den nächsten vier Jahren passiert in unserem Land. Wir erklären Kindern, warum das so ist und wie das mit dem Wählen genau funktioniert.

60 Millionen Deutsche bestimmen am Sonntag, in welche Richtung Deutschland geht. Dann wählen sie die Männer und Frauen, die sie künftig in Berlin, im Bundestag, vertreten. Dort werden die Gesetze beschlossen, die in Deutschland gelten.

Hinter den Personen, die am Sonntag gewählt werden wollen, stehen Parteien. Bundeskanzlerin Angela Merkel gehört zum Beispiel zur CDU, ihr Herausforderer Martin Schulz zur SPD. Die Parteien haben in Wahlprogrammen aufgeschrieben, wie sie sich Deutschland in Zukunft vorstellen. Sie haben sich überlegt, was gleich bleiben und was sich ändern soll in Deutschland. Und vor allem, wie sie das machen möchten. Sollen es Familien leichter haben? Sollten Frauen in ihren Berufen mehr Geld verdienen? Müssen die Schulen besser werden? Und sollten die Menschen an den Grenzen wieder kontrolliert werden? Das sind Fragen, die ganz Deutschland betreffen. Um die und viele weitere geht es in den Wahlprogrammen.

Die Wähler entscheiden mit ihren Kreuzchen auf dem Wahlzettel, welche Partei mit welchen Ideen sie unterstützen wollen. Wer wählt, sagt seine Meinung. Und er sagt, wie er sich die Politik in den kommenden vier Jahre in Deutschland vorstellt. Manchmal glaubt man: Der Bundestag ist ganz schön weit weg von uns in Nordrhein-Westfalen. Aber das stimmt nicht. Denn was dort beschlossen wird, hat meistens Folgen für das Leben aller Bürger. Vieles geht auf Gesetze zurück, die der Bundestag beschlossen hat. Zum Beispiel, dass man auf dem Bolzplatz auch mal ein bisschen lauter sein darf, wenn man es nicht übertreibt. Dass junge Männer nicht mehr zur Bundeswehr müssen. Oder dass es für leere Flaschen Geld gibt, wenn man sie zu Pfandautomaten bringt. Vieles hat auch indirekt Auswirkungen auf unser Leben. Weil es immer mehr Einbrüche gab, hat der Bundestag festgelegt, dass Einbrecher härter bestraft werden und die Polizei die Täter besser verfolgen kann. Ob das ausreicht, damit wir alle nicht mehr so viel Angst vor Einbrüchen haben müssen, weiß man noch nicht. Möglicherweise muss der Bundestag noch mehr tun: Darüber werden die Abgeordneten bestimmt noch diskutieren. Und so kann der Wähler jetzt schon festlegen, welche Partei bei so einer Diskussion mehr zu sagen haben soll und welche weniger. Direkt nach der Bundestagswahl geht es vor allem um die Frage, wer Deutschland regieren soll. Wer Kanzler werden will, braucht eine Mehrheit im Bundestag. Meistens schafft es die Partei mit den meisten Stimmen, ein oder zwei Partner zu finden, die Ähnliches wollen. Sie bilden dann mit dem Wahlsieger zusammen die Regierung. Auch hier kann der Wähler klar sagen, wer nach seiner Meinung die besten Chancen dafür bekommen soll. Es ist also nicht nur wichtig, wer von den großen Parteien vorne liegt. Sondern auch, welche kleine Partei mitbestimmen soll, was aus Deutschland wird.

Deutschland ist nicht allein in der Welt. Von hundert Menschen auf der Erde wohnt nur einer in Deutschland. Was wir für die Armen in der Welt tun, wie wir mit den Flüchtlingen in Afrika umgehen, ob es uns gelingt, mehr Frieden statt Krieg zu schaffen: Auch das wird von der neuen Bundesregierung und dem neuen Bundestag mitgestaltet. Außerdem geht es am Sonntag um die Frage, welche Meinungen künftig viel, weniger oder gar nicht vorkommen, wenn der Bundestag über wichtige Sachen debattiert. Was wir in der Familie sagen, hören nur unsere Eltern und Geschwister, was wir in der Schule sagen, hören nur die Lehrer und Mitschüler. Was im Bundestag gesagt wird, kann jeder in Deutschland hören. Außerdem wird es aufgeschrieben und aufgezeichnet, damit man nachprüfen kann, wie die Politiker Entscheidungen begründet haben. Und man kriegt bei jedem Gesetz mit, was die anderen Parteien stattdessen gemacht hätten, wenn sie die Mehrheit bekommen hätten.

(RP)
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