Wer kratzt, verlängert das Leiden Warum jucken Mückenstiche?

Berlin · Es ist immer das gleiche: Unerträgliches Jucken an den von Mücken zerstochenen Waden trüben die gute Stimmung an lauen Sommerabenden. Dabei sind Mückenstiche für den Menschen meist harmlos. Aber warum jucken Mückenstiche?

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Foto: dpa, bsc wok fpt tmk

"Der Juckreiz ist eine allergische Reaktion der Haut", erläutert der Dermatologe Erik Senger aus Rödermark. Nach ihrem Stich injizieren Mücken ein Speichelsekret in die Haut, um die Gerinnung des Blutes zu verhindern. "So können sie in Ruhe trinken", erklärt der Greifswalder Insektenforscher Professor Werner Mohrig.

Das Sekret führt dazu, dass im Rahmen einer Sofortreaktion innerhalb von Minuten Histamine in der Haut freigesetzt werden. "Diese verursachen eine allergische Reaktion mit Schwellung, Juckreiz und Rötung", weiß Senger. Doch anders als die Stiche von Wespen und Bienen, "spritzen" Mücken kein Gift.

In den meisten Fällen beginnt der Stich nach wenigen Minuten zu jucken. Wie lange das dauert, hängt von zwei Faktoren ab: "Zum einen ist entscheidend, ob die Mücke Zeit hatte, die volle Menge ihres Speichelsekrets zu injizieren oder vorher verscheucht wurde", sagt Mohrig. Zum anderen ist die individuell unterschiedliche Stärke der allergischen Reaktion ausschlaggebend.

Ob der Mückenstich nur eine Stunde oder mehrere Tage lang juckt, hängt nach Angaben des Experten jedoch nicht von der Mückenart ab. "Ursache für den gelegentlich auch über einige Tage anhaltenden Juckreiz ist eine allergische Spätreaktion", sagt Senger.

Wer dem Reiz nachgibt und kratzt, verlängert unter Umständen das Leiden. "Das Kratzen verstärkt die Reaktion und kann außerdem zu einer Infektion führen", warnt der Dermatologe. In manchen Fällen könnten aber auch bakterielle Krankheitserreger direkt von den Mücken übertragen werden und bereits nach wenigen Stunden zu einer Erkrankung führen.

Warum manche Menschen besonders gern von Mücken gestochen werden, während andere kaum etwas abbekommen, hat verschiedene Gründe: "Mücken werden unter anderem durch Wärme angezogen", sagt Mohrig. Sind also zwei Menschen in einem Raum, wird die Mücke denjenigen mit der höheren Hauttemperatur ansteuern. "Frauen werden häufiger gestochen als Männer, denn ihre Haut ist wärmer", weiß Mohrig. Kinder sind bei den lästigen Insekten aus demselben Grund sehr beliebt.

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Der Geruch der Hautausdünstungen spielt bei der Wahl des Opfers ebenfalls eine Rolle. "Neben der individuellen Komponente wird dieser Geruch von der Ernährung beeinflusst", sagt Mohrig. Bei einer Reise durch Afrika wurde ihm von seinem Reiseführer empfohlen, zur Mückenabwehr besonders scharfe Gerichte mit viel Knoblauch zu essen. "Da war sicherlich was dran", vermutet der Insektenexperte.

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