Winzige Hirne mit erstaunlichen Leistungen Wie schlau sind Insekten?

Berlin (RPO). Sind Insekten klug? Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler der Humboldt-Universität in Berlin beschäftigt. Und ihre Antwortet ist eindeutig: Die Hirnleistungen von Insekten ließen sich durchaus mit denen vieler Wirbeltiere vergleichen.

Es summt und brummt, es kreucht und fleucht: Insekten haben fast jeden Winkel der Erde als Lebensraum erobert. Sie stellen rund 80 Prozent aller Tierarten - so betrachtet, sind sie die erfolgreichste Lebensform unseres Planeten. Dennoch beurteilt sie der Mensch in der Regel als primitiv, als einfache Wesen ohne die hoch entwickelten Hirnleistungen der Wirbeltiere. Doch sind Insekten tatsächlich so simpel?

"Auch Insekten sind zu erstaunlichen Hirnleistungen fähig, die sich durchaus mit denen vieler Wirbeltiere messen lassen", sagt Bernhard Ronacher von der Humboldt Universität zu Berlin. "Beispielsweise haben Studien an Bienen oder Ameisen sehr hoch entwickelte Verhaltensweisen gezeigt", betont der Verhaltensforscher.

Winzige Hirne mit erstaunlichen Leistungen

Ronachers Arbeitsgruppe untersucht die erstaunlichen Orientierungsleistungen einer Wüstenameisen-Art: Auf der Suche nach Nahrung entfernen sich die Tiere auf verschlungenen Pfaden um mehrere Hunderttausend Körperlängen von ihrem Nest. "Wenn sie Nahrung finden, haben sie die erstaunliche Fähigkeit, auf geradem Weg nach Hause zu laufen", sagt Ronacher.

Um diese Abkürzung zu berechnen, müssen die winzigen Ameisenhirne Information über Laufrichtung und die zurückgelegte Entfernung kombinieren können. Offenbar nutzen sie dazu Lichtinformationen des Himmels und eine Art Schrittzähler.

Auch aus der Bienenforschung sei bekannt, dass Insekten lernen und ihr Verhalten an Erfahrungen anpassen: "Bienen können beispielsweise sehr genau Farben und Düfte mit Belohnungen verknüpfen und sich merken", sagt Ronacher.

Begriff "Intelligenz" ist heikel

Der Begriff Intelligenz sei in diesem Zusammenhang allerdings heikel, betont der Verhaltensforscher, denn man müsse erst einmal definieren, von was man spreche. Intelligenz als komplexes Problemlösungsverhalten, wie wir Menschen es besitzen, sei im Tierreich selten.

Nur wenige Tierarten können Zusammenhänge ihrer Umwelt begreifen, um neue Strategien zu entwickeln. Planvolles Handeln oder den Gebrauch von Werkzeug zeigen nur besonders hoch entwickelte Tiere wie Menschenaffen, Rabenvögel oder Delfine.

Die Insekten können keinen entsprechenden Vertreter vorweisen. Ihre Hirnleistungen seien immer konkret mit bestimmten Lebensanforderungen verknüpft, sagt Ronacher. Abgesehen von den schlauen Ausnahmen gelte das aber auch für die große Mehrheit der Wirbeltiere. Im Gesamtvergleich schneiden die Insekten also gar nicht so schlecht ab.

(DDP/pes-)
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