Wo das Steckrübensüppchen wie ein Bier aussieht

Der Name klingt ein bisschen sperrig: "Fritz Essensart". Er macht aber auch neugierig. Antworten gibt es in Haan.

Gut gelegen? Beim besten Willen - nein. Bis zuletzt traut man dem Navi nicht - und steht schließlich zwischen zwei mehrstöckigen Wohnblocks vor dem "Fritz Essensart". Auf Laufkundschaft setzt man hier offenbar nicht. Vorteil der Lage: reichlich Parkplätze direkt vorm Haus. Gut geschmeckt? Ja, aber: Wir kosteten die Jakobsmuscheln (in Curry gebraten) auf asiatischem Gemüse mit Glasnudeln. Für unseren Geschmack hätte der Koch bei den Muscheln am Salz und bei den Nudeln ein wenig am Zitronengras sparen können, weil dessen Aroma sehr dominant ist. Wer die Rinderfiletröllchen mit Fourme d'Ambert ordert, sollte wissen, dass sich hinter diesem sanft klingenden französischen Namen ein sehr pikanter Blauschimmelkäse verbirgt. Dessen kräftiger Geschmack ist nicht jedermanns Sache.

Beim Lammrücken im Maismantel wollten wir sehen, wie man den Rücken des Lamms in diesen Mantel bekommt und wie das mundet. Es ist eine Art dünn gerollter Teig, der das perfekt gegarte, sehr zarte Fleisch (innen rosa, wie es sein muss) knusprig umschließt. Auch an dem geräucherten Rinderfilet kamen wir nicht vorbei: Wieso geräuchert? Der Trick: Das Filet wird mit Räucheraromen vorbereitet, dann im Vakuum ("sous vide") bei niedriger Temperatur gegart und schließlich kurz rundum gebraten. Filet geräuchert - eine für uns neue Variante, die zu probieren wir dringend raten. Angerichtet war das Fleisch auf einem Bohnencassoulet: ein Bett von aus der Schote gelösten Böhnchen, noch knackig, da nur kurz gegart und harmonisch zum Filet. Übrigens sind alle Portionen im "Fritz" keineswegs zierlich, was bei bescheidenen Essern schnell zu Kapazitätsengpässen führt. Den Preis wert? Im "Fritz" isst man nicht billig, die Preise sind ambitioniert, aber durch die hohe Qualität gerechtfertigt. Jedenfalls scheinen die Gäste zufrieden zu sein: Das Restaurant gibt es an dieser Stelle seit zwölf Jahren, bei unserem Besuch an einem normalen Wochentagabend waren alle Plätze besetzt. Unsere Vorspeisen standen mit je 16 Euro auf der Rechnung, für das geräucherte Rinderfilet kassiert man 30, der Lammrücken wird mit 28 Euro berechnet.

Gratis dazu gibt es vorab selbst gebackenes Brot mit einer Aioli, Curry, Meersalz und Olivenöl. Diese Appetizer kamen schnell auf den Tisch und stillten den ersten Hunger. Das später folgende frittierte Bällchen aus Krabbenfleisch als "Gruß aus der Küche" bewies handwerkliches Können der Crew am Herd und wäre auch als Trio gern genommen worden.

Überraschend? Die zweite Zwischendurch-Leckerei verblüfft den Gast. In einem Mini-Wasserglas mit dickem Boden scheint ein Bier oder ein Latte Macchiato serviert zu werden: unten eine hellbraune Flüssigkeit, darauf Schaum. Aber das Bier ist keins, auch kein Kaffee, sondern eine heiße Suppe aus Steckrüben mit sahniger Haube. Hübsch und sehr lecker!

Gut bedient? Wir wurden sehr freundlich, aber zurückhaltend beraten und empfanden die Bedienung als angenehm aufmerksam. Ab und zu hilft die Küchencrew beim Service aus, was sie mit besonderem Charme tut. So oder so - bei beiden ist die Sachkunde umfassend.

Fazit Gruß an die Küche voller Anerkennung für diese Art der Ess-Kultur.

Info Fritz Essensart, Bachstr. 141, 42781 Haan, Tel. 02129 377921, info@fritzessensart.de, Öffnungszeiten: Mo und Di geschlossen, Mi - Sa 18- 23 Uhr, So 12-15 Uhr, 18-23 Uhr

(RP)
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