Bundestagswahl Wie das mit den Erst- und Zweitstimmen ist

Alle Wähler sind in Deutschland gleich wichtig. Weil das so ist, müssen Menschen auf dem Land und in der Großstadt auch gleich viel Einfluss auf die Politik haben. Deshalb ist Deutschland in 299 Wahlkreise aufgeteilt. In jedem Wahlkreis wohnen ungefähr gleich viele Wähler. Das sind alle Deutschen ab 18 Jahren.

Jeder Wahlkreis könnte nun einfach den nach Berlin schicken, der die meisten Stimmen bekommt. Wenn eine Partei aber überall nur Zweite oder Dritte wird, käme keiner ihrer Kandidaten in den Bundestag. Das wäre nicht okay, weil ein großer Teil der Bevölkerung hinter ihr steht. Oder man könnte alle Stimmen in ganz Deutschland für die einzelnen Parteien zusammenzählen und dann ausrechnen, wer wie viele Plätze im Bundestag bekommt. Dann hätten die Menschen aber keine Auswahl mehr bei der Frage, wer sie vertreten soll. Das wäre auch nicht okay.

Deshalb hat jeder Wähler zwei Stimmen. Links auf dem Wahlzettel muss man sein Kreuz bei der Erststimme machen. Wer in seinem Wahlkreis die meisten Erststimmen bekommt, ist automatisch Abgeordneter. Er sitzt dann für seinen Wahlkreis im Bundestag.

Rechts auf dem Zettel ist Platz für die Zweitstimme. Alle Zweitstimmen werden am Ende zusammengezählt. Das Ergebnis dieser Rechnung sagt dann, welche Partei die meisten Abgeordneten im Bundestag haben soll. Oft ist von komplizierten Sachen wie Überhangmandat oder Ausgleichsmandat die Rede. So schwierig ist das aber gar nicht. Das hat damit zu tun, dass die Erststimme zwar wichtig klingt, es aber nur für den einzelnen Wahlbezirk ist. Wie stark welche Partei im Bundestag vertreten ist, hängt an der Zweitstimme.

Wenn alles perfekt läuft, sitzen im Bundestag 299 Kandidaten, die in den Wahlkreisen bestimmt worden sind, und 299 Kandidaten, deren Reihenfolge die Parteien für jedes Bundesland vorher festgelegt haben. Die Namen der ersten auf diesen Listen stehen auch rechts auf dem Wahlzettel. Wir stellen uns mal vor: Eine Partei hat ganz viele Abgeordnete bekommen, weil ihre Kandidaten bei der Erststimme vorne lagen. Sie hat aber nicht so viele Zweitstimmen bekommen, so dass ihr eigentlich nicht so viele Sitze zustehen. Wegnehmen kann man ihr die Sitze im Bundestag nicht wieder einfach. Die Wähler in Wesel und Düsseldorf und Hückeswagen haben ja so entschieden.

Durch den Unterschied von Erst- und Zweitstimme entsteht rechnerisch ein "Überhang" von Abgeordneten für diese Partei. Damit die anderen Parteien aber genau so viel Einfluss haben, wie die Wähler es über die Zweitstimme wollten, bekommen die anderen zusätzliche Plätze als Ausgleich.

(RP)
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