Polareis schmilzt schon seit 150 Jahren WWF rekonstruiert Klimawandel in der Arktis

Düsseldorf (rpo). Das Eis der Arktis ist schon seit mindestens 150 Jahren auf dem Rückzug. Zu diesem Ergebnis kommen der WWF und das Norwegische Polar Institut (NPI) in einer neuen Untersuchung.

Die Forscher zogen dafür die Aufzeichnungen längst verstorbener Polarforscher und Entdecker zu Rate und rekonstruierten auf der Basis dieser Quellen die Ausdehnung des arktischen Eises in verschiedenen Epochen. Auf 6.000 Landkarten läßt sich das langsame aber stetige Abschmelzen des Eises nachvollziehen.

Bislang stützte man sich bei der Beobachtung von Klimaveränderungen vor allem auf Satellitenbilder. Zur Rekonstruktion der klimatischen Bedingungen in der Vergangenheit greifen die Wissenschaftler auf Computermodellierungen oder so genannte Eiskernbohrungen zurück.

Die WWF-Studie wertet erstmals die Klimabeobachtungen früherer Epochen systematisch aus. Die Forscher analysierten hierzu u.a. Logbücher von Seefahrern und Walfängern. Hierin halten die Kapitäne schon seit mehr als 500 Jahren Wetterbedingungen und besondere Vorkommnisse, etwa das Auftauchen von Walen oder Eisbergen fest.

Auf dieser Basis läßt sich die Veränderung des Eises im arktischen Meer bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. "Das neue Archiv ermöglicht es, die Folgen des Klimawandels besser zu verstehen", erläutert Regine Günther, Leiterin des Referats Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.

Als ältestes Dokument flossen die Aufzeichnungen von Sir Hugh Willoughby in die Untersuchung ein. Der englische Kapitän stieß 1553 von London mit dem Versuch in See, eine Nordost-Route nach China ausfindig zu machen. Es blieb bei dem Versuch. Sein Schiff blieb bei Murmansk im Eis stecken und der größte Teil der Mannschaft kam um. Sein Logbuch wurde jedoch gefunden. Es gibt Aufschluß über die Wetterbedingungen in der Region von vor fast 500 Jahren.

Mehr als 15 Jahre haben die Arktisforscher an der Zusammenstellung der Daten gearbeitet. Mit Unterstützung des WWF legten sie ein historisches Kartenarchiv an, das für Wissenschaftler aus aller Welt frei zugänglich ist. Im Internet können sie auf eine "eiskalte Zeitreise" gehen. Die Daten können überdies vom Norwegischen Polar Institut auf CD-Rom angefordert werden.

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