Kurzkritik Zäher Abend im Kölner Schauspiel

Es war als Uraufführung dazu angetan, neugierig zu machen. Doch "Die Welt mein Herz" war letztlich ein zäher Theaterabend in Köln, der schmerzhaft bewusst macht, dass Karin Beier ihre Erfolgsgeschichte nun in Hamburg fortschreibt.

Für das Kino ist es ein Leichtes, länder-, zeiten- und kulturenübergreifend zu erzählen, auf dem Globus verteilte Figuren durch ein Geflecht aus Episoden zusammenzubringen. Das Theater tut sich immer noch schwer damit. Selbst ein Theater-Magier wie Robert Lepage ist mit einem solchen Projekt bei der Ruhrtriennale gescheitert. Auch das Schauspiel Köln scheitert mit dem Versuch, Mario Salazars "Die Welt mein Herz" auf die Bühne zu bringen. Ein Problem ist schon der Text. Die Geschichten, die Salazar erzählt, müssen immer Allegorie sein, seine Figuren mit den sprechenden Namen immer symbolhaft für etwas stehen: Conhielo für die Sehnsucht nach einer ursprünglichen Gesellschaft, die nicht durch soziale Netzwerke zusammengehalten wird, Princesa del Bronx für das Scheitern des gesellschaftlichen Aufstiegs, des Traums vom besseren Leben. Zwei alte Damen für die Essenz, für das, was am Ende eines Lebens übrig bleibt. Regisseur Sanchez will diesen bildschweren Text in Fluss bringen, indem er sein Ensemble wüten lässt. Irgendwann auf der Hälfte der überdrehten und doch zähen zweieinhalb Stunden ohne Pause rollen sie Kleiderstangen auf die Bühne und wechseln munter Rollen, Geschlechter und Orte. Bis der Zuschauer den Überblick verliert und jedes Interesse am Stück verloren hat. mfk

(RP)
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