Möglicherweise neue Menschenaffenart gesichtet Zoologen hoffen auf spektakulärste Entdeckung seit Jahrzehnten

Washington (rpo). Die weltweite Zoologengemeinschaft ist in Erregung versetzt worden. Mit der angeblichen Sichtung einer neuen Menschenaffenart in Zentralafrika hofft man auf die spektakulärste Entdeckung seit Jahrzehnten. Möglicherweise handelt es sich aber auch um eine Kreuzung aus Schimpansen und Gorillas.

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Das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" fügt in seiner jüngsten Ausgabe die Puzzle-Stücke der bisherigen Erkenntnisse zusammen, die über die bis zu zwei Meter großen Affen vorliegen.

Demnach muss es sich entweder um eine bislang unbekannt gebliebene Art handeln oder um eine Kreuzung aus Gorillas und Schimpansen. Sollten die Affen, die in entlegenen Waldgebieten der Demokratischen Republik Kongo aufgespürt wurden, tatsächlich einer neuen Art angehören, wäre dies die größte zoologische Sensation seit Jahrzehnten.

Die mysteriösen Affen wurden in der Gegend um Bondo und Bili im Norden der Demokratischen Republik Kongo beobachtet. Neben Augenzeugenberichten und Knochenfunden liegt eine Video-Aufzeichnung der US-Primatenforscherin Shelly Williams aus dem Jahr 2002 vor, auf der einen Moment lang eine Gruppe von vier Affen zu sehen ist.

Das Gewicht der Affen wird auf 85 bis 102 Kilogramm geschätzt. Damit lägen sie nahe am Gewicht von Gorillas. Das bislang bekannte Verbreitungsgebiet der Gorillas liegt jedoch 500 Kilometer von Bondo und Bili entfernt.

Die Gesichter der beobachteten Affen ähneln denen von Gorillas. Andere Partien des Körpers sind jedoch nach Ansicht des australischen Biologen Colin Groves eher den Schimpansen vergleichbar. Für den Schlaf bauen die beobachteten Affen Nachtlager - wie es auch den Gorillas eigen ist.

Im Gegensatz zu den Gorillas, die das Wasser meiden und jeden Tag ein neues Nachtlager bauen, bevorzugen diese Affen jedoch morastiges Gelände und bleiben zahlreiche Nächte in Folge in einem Lager. Kot-Analysen deuten darauf hin, dass die Affen vor allem Früchte verspeisen, was sie wiederum in die Nähe der Schimpansen rückt.

Die Video-Aufzeichnung im tiefen Urwald gelang Williams mit Hilfe der Ortskenntnis von Einheimischen. Hinweise auf eine weitere Menschenaffenart neben Flachland- und Bergorillas, Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans gibt es bereits seit 1898, als europäische Jäger im damals zu Belgien gehörenden Kongo erste Aufnahmen von diesen Affen machten.

1996 nahm der Schweizer Fotograf Karl Ammann die Fährte auf. Er glaubte auf Menschenaffen getroffen zu sein, die im Gegensatz zu Gorillas bei Gefährdung etwa durch Löwen keine Drohgebärden machen, sondern sich möglichst schnell in Sicherheit bringen. Die Menschen hätten "noch viel über ihre engsten Verwandten zu lernen", betonte der "New Scientist".

(afp)
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