Zur Frikadelle gibt es "Alt im Stängken"

Im Brauereiausschank "Zum Anker" in Korschenbroich gibt es deftige Küche und Bier, das nach uraltem Rezept gebraut wird.

Gut gelegen? Die Lage dieser Gastwirtschaft ist einer der Gründe, warum wir empfehlen, mal hinzufahren. Sie liegt mitten in Korschenbroich - einer idyllischen Kleinstadt im Speckgürtel von Düsseldorf. Eingeweihten vor allem bekannt, weil dort einst die Alt-Bier-Marke Hannen daheim war. Die Brauerei lag zentral im Kern des Ortes, aber davon ist nur noch ein imposantes altes Herrenhaus geblieben, der Betrieb selbst wurde abgerissen.

Zudem steht Korschenbroich für die - nach eigenen Angaben - älteste Alt-Bier-Brauerei Deutschlands überhaupt: Bolten. Sie wird nach wie vor draußen vor der Stadt hergestellt und ist im Ort sehr präsent. Auch im "Anker". Der ist untergebracht in einem der ältesten Gebäude der Stadt, stilgerecht restauriert mit alten Ziegeln, handwerklich pfiffig kombiniert mit Stahl und Glas - ein echter Hingucker. Direkt gegenüber liegt der rund 1000 Jahre alte Turm der Kirche St. Andreas, und wer draußen im schattigen Biergarten des Ankers sein Alt trinkt, der tut das beim Klang der Kirchenglocken. Ein schöner Platz! Der Name "Anker" kommt übrigens von den Armierungen ("Anker") in dem alten Gemäuer, erklärte man uns.

Gut geschmeckt? Uneingeschränkt: ja! Der "Anker" ist freilich nichts für die Fans von Jakobsmuscheln, Trüffeln oder anderen schmeckleckerischen Feinheiten. Wer das Gasthaus mit dem vermeintlich maritimen Namen ansteuert, der tut das, weil er dort das bekommt, was man mit Hausmannskost umschreibt, obwohl es fast immer von Müttern gekocht wurde. Also: Wirsingrouladen (10,80 Euro), Currywurst (5,60), Schnitzel nach Wiener Art (10,50), Frikadellen (1,50), Halve Hahn (6,30) - so Sachen. Wer unbedingt gesund essen will, kann Salat mit allerlei Beilagen (9,30 - 10,30) ordern. Wir testeten den Sahnehering mit Bratkartoffeln (9,50) und bekamen exakt das, was wir erhofft hatten: Heringsfilets in einer pikanten Sauce, dazu Bratkartoffeln, wie man sie gern können würde. Ob sie aus der Tüte kamen, lassen wir mal offen - auf jeden Fall waren sie heiß aus der Pfanne. Weil wir dank der Düsseldorfer Hausbrauerei Uerige mit ihren bisher nicht erreichten Frikadellen verwöhnt sind, wollten wir der Konkurrenz aus Korschenbroich eine Chance geben und orderten den Fleischball aus Hack. Und siehe da: Er spielt in derselben Liga. Respekt und als kleiner Happen zum Bier die perfekte Ergänzung. Auch die Schnitzel Wiener Art waren fein paniert und kamen frisch vom Herd - kräftig, deftig. Dazu testeten wir das Ur-Alt, das uns allerdings ein wenig zu malzig schmeckte, und wir blieben lieber beim althergebrachten Gebräu. Überraschend? Immer wieder verblüffend, wie gut das in der Region um Düsseldorf vertraute dunkle Bier in Gläsern schmeckt, wie sie in Köln üblich sind - also in dünnen hohen so genannten Stangen. "Alt im Stängken" heißt das. In der Region um Neuss absolut üblich. Vermutlich ein Zeichen für eine diplomatische Offenheit nach zwei Seiten - nach Düsseldorf und Köln.

Den Preis wert? Auf jeden Fall. Wer zu zweit isst, dabei deutlich unter 50 Euro bleibt und am Ende mit der Qualität zufrieden ist, wird keinen Grund zu meckern haben.

Gut bedient? Der Service ist typisch für solche Gaststätten - freundlich, nicht unbedingt vom Fach, aber auf jeden Fall kompetent genug, um ordentlich zu beraten.

Fazit Ein zufriedener Gruß an die Küche mit einem Kompliment für die Frikadelle. Über Senf, Mayonnaise und Ketchup in Tütchen zum Schnitzel mit Pommes sollte man noch mal nachdenken. Könnte man hübscher anrichten, auch wenn das Ganze dann ein bisschen teurer würde.

Info Brauereiausschank "Zum Anker", Sebastianusstr. 9, 41352 Korschenbroich, Tel. 02161 64 10 54; Di. bis Do. ab 17 Uhr (Küche 17-22 Uhr); Fr. ab 12 Uhr (Mittagskarte von 12-15 Uhr, Abendkarte ab 17 Uhr); Sa. ab 12 Uhr (Mittagskarte von 12-15 Uhr, Abendkarte ab 17 Uhr); So. ab 12 Uhr durchgehend (Küche von 12- 22 Uhr)

(RP)
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