Straßburg/Brüssel Woher kommt unser Fleisch?

Straßburg/Brüssel · Europa-Politiker fordern nach Fleischskandalen eine Kennzeichnungspflicht.

Ob Wurst, Lasagne oder Fleischklops: Wer verarbeitete Fleischprodukte kauft, erfährt selten, woher die Inhaltsstoffe kommen. Denn solche Angaben müssen in der Europäischen Union nicht auf der Packung stehen. Das Europaparlament will nun Änderungen fordern, auch Verbraucherschützer legen sich ins Zeug. Doch Kritiker halten die Idee für kostspieligen Unsinn.

Die Information auf der Packung soll das Vertrauen der Verbraucher in ihre Lebensmittel stärken und die Branche zu mehr Transparenz zwingen. Das sei nötig, auch als Reaktion auf den Pferdefleischskandal vor zwei Jahren, heißt es im Parlament.

Damals war als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch in Fertigprodukten aufgetaucht. Für die Abgeordneten in Straßburg stand am Mittwoch eine Abstimmung über ein Papier an, in dem sie einen Gesetzesvorschlag von der EU-Kommission fordern - eine solche Aufforderung wäre aber nicht bindend.

Die CDU-Europaabgeordnete Renate Sommer hält das Ganze ohnehin für eine Schnapsidee - sie spricht von einer "unsinnigen, wirklich blödsinnigen Herkunftskennzeichnung". "Der Verbraucher will es nicht wirklich", ist sie sich sicher. Zudem sei der Aufwand für die Industrie viel zu hoch: Für eine Scheibe Wurst, in der Fleisch aus vier bis fünf Ländern enthalten sei, müssten dann 400 bis 500 Etiketten oder Verpackungen erstellt werden.

Dabei verweist Sommer auch auf einen Bericht der EU-Kommission vom Dezember 2013: Nach dem Pferdefleischskandal hatte die Brüsseler Behörde die Auswirkungen verpflichtender Herkunftsangaben geprüft. Der Verbraucher sei nicht bereit, für die Mehrkosten durch solche Angaben zu zahlen, so das Ergebnis.

Auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) sieht etwaige Pflichtvorgaben als Belastung. "Bei den für ihre Kaufentscheidung relevanten Faktoren steht für die Verbraucher die Herkunft des jeweiligen Lebensmittels nach Geschmack, Qualität, äußerem Erscheinungsbild und Preis erst an vierter Stelle", meint der BVLH. "Diese untergeordnete Bedeutung bei der Kaufentscheidung rechtfertigt nicht die mit einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung zu erwartende Steigerung der Produktionskosten."

Gegen künftige Skandale würde eine solche Vorschrift laut BVLH auch nicht helfen: "Der Pferdefleischskandal, auf den diese Idee zurückgeht, war ein Fall beabsichtigter Falschkennzeichnung im Segment Rindfleisch." Die britische Europaabgeordnete Glenis Willmott ist hingegen eindeutig für die Kennzeichnung.

(dpa)
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