Essen/Kevelaer Zoll Essen findet Marihuana für 30 Millionen Euro

Essen/Kevelaer · Die Zollfahndung Essen hat die bundesweit größte Marihuana-Lieferung seit zehn Jahren beschlagnahmt. Drei Tonnen des Rauschgifts haben Beamte in einem Schiffscontainer sichergestellt, der im Hafen von Antwerpen umgeschlagen werden sollte. Ziel der aus Ghana kommenden Drogen war ein stillgelegter Schlachthof im niederrheinischen Kalkar.

Der Straßenverkaufswert des Rauschgifts beträgt 30 Millionen Euro. In einer Tarnladung aus Palmkernschalen befanden sich 450 Packungen Marihuana. Es war die letzte Lieferung, die eine international operierende Tätergruppe nach Europa einführen wollte. Köpfe der Schmugglerbande sind zwei deutsche und zwei niederländische Staatsbürger im Alter zwischen 36 und 66 Jahren, die sich in Untersuchungshaft befinden. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.

Einer der Männer ist ein 49-jähriger Kevelaerer Unternehmer. Der zweite Deutsche stammt aus dem Sauerland, die Niederländer wohnen im Grenzgebiet. Vor der Festnahme galten die vier Männer als unbescholtene Unternehmer. Ruth Haliti, Pressesprecherin des Zollfahndungsamtes, sagt: "Die Ermittlungen sind nicht abgeschlossen. Vermutlich gibt es neben den vier Festgenommenen weitere Täter."

2012 beschäftigte sich die Zollfahndung erstmals intensiver mit den jetzt Inhaftierten. Der Hinweis, sich die Geschäfte der Männer genauer anzusehen, kam aus England. Dort hatte man Lkw-Fahrer festgenommen, die versuchten, Rauschgift in Mengen von mehr als 100 Kilo Heroin und 100 Kilo Kokain einzuführen. Bei ihnen wurden Papiere entdeckt, die auf die deutsch-niederländische Bande hinwiesen.

Die Liste der Länder, aus denen die Lieferungen kamen, ist lang. So befinden sich unter den Absendern Staaten aus Asien, Südamerika und Afrika. Geliefert wurde in die Häfen von Antwerpen, Rotterdam und Hamburg. Das Quartett hatte Firmen gegründet, die dazu dienten, die Vertriebswege zu verschleiern.

Als Meisterleistung beurteilten die Ermittler die Arten des Drogenschmuggels. So wurde etwa Safrol, ein Grundstoff zur Herstellung von Amphetaminen, in Heizradiatoren versteckt. Ein Grund dafür, warum zahlreiche Ladungen als unauffällig eingestuft wurden, war die berufliche Tätigkeit des Kevelaerers. Der 49-Jährige betrieb eine Biogasanlage und bestellte containerweise organische Abfälle wie Apfelsinenschalen oder Palmkernschalen. Dazwischen waren die Drogen versteckt.

Öffentlich in Erscheinung getreten war der Mann vor drei Jahren. Nachdem er als Unternehmer tätig war, bot er mehreren Kommunen an, für sie Millionen-Projekte zu realisieren. So wollte der Festgenommene ausgerechnet an der deutsch-niederländischen Grenze ein Hotel in einer Zollstation bauen.

(RP)
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