Bad Zugkollision: Dritte Blackbox entdeckt

Bad · Der Fahrdienstleiter soll versucht haben, die Bahnen per Notruf zu warnen.

Aibling (dpa) Bei den Aufräumarbeiten nach dem Zugunglück in Bad Aibling ist auch die letzte noch vermisste Blackbox gefunden worden. Sie ist allerdings beschädigt. Dieser Fahrtenschreiber zeichnet relevante Informationen während der Fahrt auf und soll dazu beitragen, die Ursache für das Zugunglück mit bislang elf Toten herauszufinden. Die Zahl der Opfer könnte allerdings noch steigen: "Es ist leider so, dass einige in einem kritischen Zustand sind", sagte eine Polizeisprecherin.

Es stehe zu befürchten, dass weitere Menschen in den Kliniken den Kampf um ihr Leben verlören. Am Donnerstagabend war ein 47-Jähriger seinen Verletzungen erlegen. Am Dienstag waren zwei Züge auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim ungebremst ineinander gerast.

Bei der Analyse von zweien der drei Fahrtenschreiber konnten keine Hinweise auf Missachtung von Signalen festgestellt werden, berichtete ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mit Blick auf die Datenspeicherkassette desjenigen Zuges, der von Rosenheim nach Holzkirchen unterwegs war. Der eine der beiden Fahrtenschreiber des Gegenzuges sei ebenfalls bereits ausgewertet worden. "Daraus können keine Erkenntnisse auf die Handlungen des Triebfahrzeugführers gewonnen werden."

Nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" hat der diensthabende Fahrdienstleiter im Stellwerk von Bad Aibling versucht, die aufeinander zurasenden Züge per Notruf noch zu stoppen. Er habe kurz hintereinander über Sprechfunk zwei Notrufe abgesetzt und dafür ein spezielles Mobilfunknetz der Bahn mit einer Notruffunktion genutzt. Eine Polizeisprecherin sagte auf Anfrage, dazu lägen ihr keine Informationen vor. Dem Bericht zufolge erreichte der erste Notruf die Lokführer wohl kurz vor dem Zusammenstoß. Der zweite Notrufversuch sei offensichtlich nach der Kollision erfolgt. Die Deutsche Bahn wollte sich nicht dazu äußern.

(RP)
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