Kuala Lumpur Zwölf Länder suchen vermisste Boeing

Kuala Lumpur · Die Behörden haben den letzten Funkspruch des Cockpits veröffentlicht. Er verstärkt das Rätsel um die verschwundene Maschine. Das Flugzeug wird jetzt auch aus dem All gesucht. Das fragliche Gebiet umfasst nun 93 000 Quadratkilometer.

"All right, good night" — "in Ordnung, gute Nacht" — das sollen die letzten Worte des Piloten gewesen sein, die von der Flugsicherung empfangen wurden. Das teilte der malaysische Botschafter in Peking Angehörigen der Insassen mit, wie die Zeitung "Straits Times" aus Singapur berichtete. Damit geht das Rätselraten um den Verbleib der Boeing 777 weiter. Wie kann Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord spurlos verschwunden sein?

Ein erstes Zeichen: Auf dem Radar des malaysischen Militärs sei 45 Minuten nach Verschwinden von Flug MH370 Hunderte Kilometer weiter westlich ein unidentifiziertes Flugzeug zu sehen gewesen. Das sagte der Chef der malaysischen Luftwaffe, Rodzali Daud. Ob es sich dabei um die Boeing gehandelt hat, sei jedoch unklar, betonte er. Nach der Radaraufzeichnung habe sich das Flugzeug zu dem Zeitpunkt 370 Kilometer nordwestlich der Insel Penang über dem Andamanischen Meer befunden. Sollte es von Flug MH370 stammen, wäre er mehrere hundert Kilometer von seinem eigentlichen Kurs abgewichen.

Auf Bitten der malaysischen Regierung schloss sich gestern auch Indien dem Einsatz an und ließ seine Küstenwache in der Andamanensee sowie um die Nikobaren-Inseln Ausschau nach Wrackteilen halten. Nach Angaben der malaysischen Regierung beteiligen sich inzwischen zwölf Länder mit 42 Schiffen und 39 Flugzeugen an der Suche. Das fragliche Gebiet umfasst mittlerweile 93 000 Quadratkilometer, was ungefähr der Fläche Ungarns entspricht.

China unterstützt die Ermittlungen auch mit Satelliten. Zehn Satelliten der Volksrepublik seien für die Suche nach der verschollenen Maschine entsprechend technisch angepasst worden. Und auch Hanoi überwacht das Meer rund um die Insel Tho Chu vor der Südspitze Vietnams — eines der möglichen Absturzgebiete — mit einem Satelliten. Die Sensoren, mit denen etwa die chinesischen Satelliten ausgerüstet sind, verfügen über hochauflösende Teleskope, Infrarot-Kameras und Mikrowellendetektoren. So berichtete es die Zeitung "South China Morning Post". Dem Blatt zufolge kommen auch Militärsatelliten mit einer deutlich höher entwickelten Ausstattung zum Einsatz. Es stellt sich die Frage, ob ein solcher Aufwand nicht zu spät kommt. Denn ein Mangel an Personal bei der 24-stündigen Auswertung der Daten sowie eine mangelhafte internationale Abstimmung hätten die Erfolgschancen verringert, sagte der Experte für die Auswertung von Satellitenaufnahmen, Chi Tianhe. So weisen Fachleute darauf hin, dass so viel Zeit vergangen ist, dass Trümmerteile wahrscheinlich schon weit von der eigentlichen Absturzstelle weggetrieben wurden.

Bei der Suche nach Hintergründen des Verschwindens rückte der Copilot ins Visier der Ermittler. Zwei Touristinnen aus Südafrika berichteten einem australischen Sender, dass der 27-Jährige sie auf einem früheren Flug ins Cockpit geholt und dort mit ihnen herumgealbert habe. Die Frauen zeigten Fotos, auf denen der Copilot und ein weiterer Malaysia-Airlines-Pilot mit den beiden Blondinen posieren. Sie selbst tragen die Pilotenmützen. Der Copilot habe geflirtet und geraucht. "Wir sind schockiert", teilte die Fluggesellschaft mit. Dass das Verschwinden des Flugzeugs mit dem Verhalten der Crew zusammenhängt, hält die Airline jedoch für unwahrscheinlich. Man habe bislang "keinen Anlass, das zu glauben".

(RP)
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