New 100 Minuten Trump - und keine Sekunde Klarheit

New · In einem sehr langen Interview mit der "New York Times" erklärte der Präsidentschaftsbewerber, dass er lieber unberechnbar bleibe.

york (jra) Hundert Minuten können ganz schön lang werden, dachten sich womöglich auch die zwei Reporter der "New York Times" (NYT), die am Wochenende ein eben so langes Interview mit Donald Trump führten. In zwei Telefonkonferenzen nahm der republikanische Präsidentschaftskandidat Stellung zu seiner Außenpolitik. Mehr oder weniger jedenfalls. Unter anderem Folgendes sagte Donald Trump ...

... zu Spionage:

NYT: "War es die richtig von Präsident Obama, das Abhören von Angela Merkels Handy zu stoppen?"

Trump: "Wissen Sie, das würde ich so nicht sagen. Ich würde gerne sehen, was sie tun. Denn wissen Sie, ich kann nicht sagen, Deutschland, aber viele Länder spionieren uns aus. Edward Snowden hat großen Schaden angerichtet. Das kann ich Ihnen sagen."

... zu Atomwaffen:

NYT: "Sollten die USA in einer Auseinandersetzung die ersten sein, die Atomwaffen einsetzen?"

Trump: "Atomwaffen sind der absolut letzte Schritt. Ich denke, das Atomwaffen-Potenzial ist das größte Problem der Welt. Und ich sage Ihnen, ich will wirklich nicht der erste sein, der sie benutzt." NYT: "Sollten Japan und Südkorea ihr eigenes Atomwaffenarsenal aufbauen dürfen?" Trump: "Das ist eine Position, bei der wir über manche Punkte reden müssen, und wenn die USA diesen Weg mitgeht, diesen Weg der Schwäche, dann werden sie es machen - ob sie mich nun vorher fragen oder nicht. Denn ich glaube nicht, dass sie sich sehr sicher fühlen mit dem, was in unserem Land passiert."

...zum Kampf gegen den IS:

NYT: "Würden Sie den Öl-Handel mit Saudi-Arabien stoppen, wenndas Land den Kampf gegen IS nicht unterstüzt?" Trump: "Oh ja, sicher würde ich das tun. Das Schöne an Öl ist, wissen Sie, wir sind ja nah dran, wegen Fracking und der neuen Technologien. Wir sind ja nicht mehr in der Position von vor einigen Jahren." NYT: "Derzeit werden alle Kräfte, auch Russland und Iran, im Kampf gegen den IS mobilisiert. Ist das richtig? Gibt es eine Alternative?" Trump: "Ich denke, der Plan, Assad und den IS gleichzeitig zu bekämpfen war Wahnsinn, Idiotie. Ich will nicht sagen, Assad sei ein guter Mann, aber das weitaus größere Problem ist der IS, ich wusste das immer."

... zur Nato: NYT: "Glauben Sie, dieses Bündnis ist das richtige Mittel, dem Terrorismus zu trotzen?" Trump: "Ich sage Ihnen mein Problem: Wir zahlen zu viel. Die Nato ist unfair den USA gegenüber, ökologisch gesehen - weil es meistens nur ihr selbst hilft statt uns. Weil wir uns um so viele andere gekümmert haben, haben wir ja auch kein Geld mehr. Die Nato hatte ihre Zeit, heute muss sie verändert werden.

... zum Weltbild "America First": Trump: "Ich bin nicht für Abschottung. Aber ich mag den Ausdruck. Wir wurden respektlos behandelt und veralbert über viele, viele Jahre, von Menschen, die schlauer waren und zäher. Wir haben Saudi-Arabien geschützt, während sie Millionen mit Öl verdienten. Das ist absurd. (...) Wir werden uns von niemandem mehr veralbern oder uns Vorteile nehmen lassen."

...zu seinen unspezifischen Aussagen über Außenpolitik-Pläne: Trump: "Ein Politiker würde sagen ,Ich bin gegen Krieg' oder er würde sagen ,Ich bin für Krieg'. Ich werde nicht sagen, was ich tun will. Wir brauchen Unberechenbarkeit. Das Problem ist - vielleicht weil wir eine Demokratie sind und wir so offen sein müssen -, dass du manchmal Dinge sagen musst, um gewählt zu werden. Wer weiß? Ich will nicht, dass die Leute wissen, was ich wirklich denke."

(RP)
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