Frankfurt/M. 180 Ärzte plädieren für Sterbehilfe

Frankfurt/M. · Vor dem Ärztetag greifen die Mediziner ihren Präsidenten Montgomery an.

Vor Beginn des Deutschen Ärztetages haben 180 Mediziner in der Debatte um das Thema Sterbehilfe ein Zeichen gesetzt: In einem offenen Brief in der "Ärztezeitung" sprachen sie sich für den ärztlich assistierten Suizid aus und äußerten gleichzeitig heftige Kritik an der Haltung des Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, der Freitodbegleitungen mit dem Berufsethos für nicht vereinbar hält. Die Unterzeichner des Briefes - sowohl praktische Ärzte als auch Universitätsprofessoren - appellieren an den Ärztestand und die Delegierten des ab morgen in Frankfurt tagenden Kongresses "derartige Äußerungen des Präsidenten nicht mehr hinzunehmen und für die Sache der Patienten einzutreten". Montgomerys Äußerung, Suizidbegleitungen könnten auch von "Klempnern" durchgeführt werden, habe das Anliegen der betroffenen Patienten lächerlich gemacht und dem Ansehen des Arztberufes geschadet. Es sei an der Zeit, "dass sich die Bundesärztekammer vom autokratischen Führungsstil der letzten Jahre verabschiedet und Ärzte in ihren ethischen Entscheidungen nicht länger bevormundet". Initiator des offenen Briefes ist der Berliner Urologe Uwe-Christian Arnold. Im Bundestag könnten Anfang Juli drei Gesetzentwürfe zur Sterbehilfe beraten werden. Einer von ihnen sieht vor, dass die Beihilfe zum Suizid wie bisher grundsätzlich straffrei bleibt. Unter Strafe gestellt werden sollen allerdings gewerbsmäßige oder organisierte, also auf Wiederholung angelegte Beihilfen zur Selbsttötung durch Vereine und Einzelpersonen. Eine weitere Gesetzesvorlage sieht ein grundsätzliches Verbot des assistierten Suizids vor. Nur unter genau bestimmten Umständen soll er als ärztliche Regelleistung erlaubt sein. Ein dritter Entwurf wendet sich gegen jedes strafrechtliche Verbot des assistierten Suizids und will nur Angebote untersagen, die auf Gewinn ausgerichtet sind.

(RP)
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