Köln 90 Strafanzeigen wegen Sex-Attacken - Kölns OB rät Frauen zu anderem Verhalten

Köln · Als Konsequenz aus den Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht will die Stadt Köln für Karneval ein eigenes Sicherheitskonzept. CSU-Generalsekretär Scheuer fordert eine rasche Abschiebung der Täter.

Jagdszenen am Sylvesterabend vor dem Kölner Hauptbahnhof. Mehrere hundert Männer haben sich zusammengerottet und offensichtlich Frauen in übler Form sexuell belästigt. Ein Amateur-Filmer stellte diese Aufnahme ins Internet.

Jagdszenen am Sylvesterabend vor dem Kölner Hauptbahnhof. Mehrere hundert Männer haben sich zusammengerottet und offensichtlich Frauen in übler Form sexuell belästigt. Ein Amateur-Filmer stellte diese Aufnahme ins Internet.

Foto: Screenshot:Youtube

Die Stadt Köln will für den Karneval Anfang Februar nach den Übergriffen auf Frauen die Polizeipräsenz erhöhen. "Wir haben heute Morgen gemeinsam Maßnahmen entwickelt, die dazu führen sollen, dass es solche Vorfälle hier nie wieder gibt", sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Demnach sollen Frauen bei Großveranstaltungen wie Weiberfastnacht zu Fremden eine Armlänge Distanz halten, innerhalb der eigenen Gruppe bleiben und sich nicht von ihr trennen. Die Verhaltensregeln will Reker auf die Internetseite der Stadt Köln stellen lassen.

In der Silvesternacht hatten nach Polizeiangaben rund 1000 Männer, überwiegend aus dem nordafrikanischen Raum, Frauen umzingelt, sexuell belästigt und ausgeraubt. Bei der Polizei gingen bislang 90 Anzeigen ein - darunter auch mindestens eine wegen Vergewaltigung. "Wir gehen davon aus, dass sich die Zahl der Anzeigen noch erhöhen wird", erklärte Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers. Es werde aber schwer, die einzelnen Delikte den Tätern zuzuordnen. "Die Frauen, die bislang ausgesagt haben, können die Angreifer nicht beschreiben", erklärte Albers. Die Polizei hofft, dass Überwachungskameras am Bahnhof die Taten aufgezeichnet haben. Sowohl Reker als auch Albers betonten, dass bislang keine Hinweise auf Flüchtlinge als Täter vorlägen. "Es hat noch keine Festnahmen von Verdächtigen gegeben", erklärte der Polizeipräsident.

Nach Informationen unserer Redaktion ist die Szene, aus der die Täter vom Kölner Hauptbahnhof stammen, der Polizei seit langem bekannt. Offenbar warnten szenekundige Polizisten schon länger vor der Bildung "rechtsfreier Räume" rund um den Kölner Hauptbahnhof. "Hilferufe von Kölner Beamten und Appelle von Behördenleitern über die Kriminalität in Köln verhallten bei der Landesregierung", sagte der innenpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marc Lürbke.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) verurteilte die Übergriffe. "Wir nehmen es nicht hin, dass sich nordafrikanische Männergruppen organisieren, um wehrlose Frauen mit dreisten sexuellen Attacken zu erniedrigen", sagte Jäger unserer Redaktion. CDU-Innenexperte Peter Biesenbach forderte Jäger auf, umgehend für Aufklärung zu sorgen. Der Kölner SPD-Landtagsabeordnete Martin Börschel fordert eine ständige Sicherheitskonferenz in der Domstadt. "Die Bundespolizei muss ihre Präsenz erhöhen und alle Beteiligten, zu denen auch die Justiz gehören, müssen sich kontinuierlich abstimmen; dazu sollte die Sicherheitskonferenz wiederbelebt werden." Auf Antrag von CDU und FDP zu den Vorfällen wurde für nächsten Montag eine Sondersitzung im Landtag anberaumt.

Die Ereignisse von Köln lösten bundesweit eine Welle der Empörung und eine in Teilen emotionale Debatte aus. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Täter an. Die Kanzlerin telefonierte mit Kölns Oberbürgermeisterin und ließ sich die Lage schildern. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sprach von "schockierenden Gewaltexzessen".

Es sei untragbar, dass Frauen in deutschen Großstädten nachts auf offener Straße, auf öffentlichen Plätzen von jungen Migranten sexuell traktiert und beraubt werden, sagte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer unserer Redaktion. Wenn Asylbewerber oder Flüchtlinge solche Übergriffe begingen, sei das ein eklatanter Missbrauch des Gastrechts und kann nur ein sofortiges Ende des Aufenthalts in Deutschland zur Folge haben, betonte Scheuer. Er forderte in Ballungszentren "eine deutlich stärkere Polizeipräsenz an Brennpunkten, eine flächendeckende Videoüberwachung sowie unangekündigte Personenkontrollen bei Menschenansammlungen im öffentlichen Raum".

Köln: Mahnwache nach Übergriffen an Silvester
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Mahnwache in Köln

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Foto: dpa, obe kno

Justizminister Heiko Maas (SPD) sprach von "organisierter Kriminalität". Dafür erntete er Widerspruch vom Kriminologen Christian Pfeiffer. Die Behauptung sei eine Ablenkungsmanöver und verschleiere die die misslungene Integration alleinstehender männlichen Zuwanderer.

Ähnlich sieht es Ex-Familienministerin Kristina Schröder (CDU). "Wir dürfen das Thema der Gewaltbereitschaft vieler junger muslimischer Männer nicht totschweigen. Denn dann würden rechtspopulistische erst Recht Zulauf bekommen", sagte Schröder. Sie sieht das Frauenbild vieler Muslime, wonach sich die Frau in der Öffentlichkeit verhüllen soll, als mögliche Ursache für die Attacken. "In dieser Vorstellung gilt es als legitim, sich Frauen, die sich nicht dieser Vorstellung einer ehrbaren Frau unterwerfen, auch unehrenhaft zu nähern."

(qua)
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