Ingolstadt Abgas-Affäre: Audi-Chef sagt Aufklärung zu

Ingolstadt · Zuerst wurde Rupert Stadler wegen des Abgas-Skandals von internen Ermittlern befragt, nun tauchten neue Vorwürfe gegen ihn auf. Im Interview mit unserer Redaktion gibt sich Stadler kooperationsbereit.

Rupert Stadler verspricht in der Abgas-Affäre Transparenz. "Ich trage meinen Teil zur Aufklärung bei", sagte der Audi-Chef im Gespräch mit unserer Redaktion: "Es wird konsequent aufgeklärt, das ist auch mein Antrieb."

Konzentrierte sich der Skandal um den Einbau einer Schummel-Software zunächst auf Volkswagen, rückte zuletzt die Tochter Audi stärker ins Blickfeld. Laut Medienberichten wurde über Jahre hinweg auch bei eigenen Dieselfahrzeugen gezielt eine Manipulationssoftware eingesetzt, um die Abgas-Grenzwerte in den USA einhalten zu können.

Ein Audi-Ingenieur soll bereits 2007 in einer E-Mail an das Management davon gesprochen haben, dass es "ganz ohne Bescheißen" nicht klappen werde, in den USA die Vorschriften einzuhalten. Und nachdem bereits im vergangenen Jahr Technik-Vorstand Ulrich Hackenberg wegen möglicher Verstrickungen in den Abgas-Skandal gehen musste, wurde zuletzt auch sein Nachfolger Stefan Knirsch aus ähnlichen Gründen kaltgestellt.

Stadler wollte sich zu den Vorwürfen mit Hinblick auf die laufenden Untersuchungen nicht äußern, versicherte jedoch: "Wir kooperieren sehr eng mit den Behörden und der Kanzlei Jones Day bei der Klärung dieser und anderer Fragen."

Der Audi-Chef war zuletzt auch persönlich immer stärker unter Druck geraten. Anfang der Woche wurde bekannt, dass die Ermittler von Jones Day auch ihn im Zusammenhang mit dem Abgasskandal befragt haben. Insider sagen zwar, dass dabei nichts Belastendes gegen ihn gefunden wurde, allerdings musste sich der 53-Jährige wohl unangenehme Fragen bezüglich seines Krisenmanagements gefallen lassen. Der "Spiegel" berichtet, die Anwälte hätten ihn mit dem Vorwurf konfrontiert, bei einer Präsentation zum Diesel-Skandal vor den Behörden in den USA Unterlagen zurückgehalten zu haben.

Stadler musste bereits im Herbst 2015 klein beigeben. Audi hatte zunächst Vorwürfe der US-Umweltbehörde EPA über eine Manipulation von Abgaswerten dementiert. Später räumte der Konzern ein, eine Software zur Motorsteuerung bei den US-Behörden nicht ausreichend angemeldet zu haben.

Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sind elf Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet. Im Juni einigte sich VW mit den US-Behörden darauf, 475.000 manipulierte Zwei-Liter-Dieselmotoren zurückzurufen oder zurückzukaufen.

Bei 85.000 Wagen in den USA mit den größeren Drei-Liter-Motoren steht eine Einigung allerdings noch aus - diese waren federführend von Audi entwickelt worden. Ein Gericht in San Francisco hat Volkswagen bis Ende Oktober Zeit gegeben, um Lösungsvorschläge einzureichen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, droht im schlimmsten Fall auch ein Rückkauf der Fahrzeuge. "Wir sind dazu in engem Austausch mit den zuständigen US-Behörden", sagte Stadler: "Unser Ziel ist es, eine technische Lösung zu entwickeln. Aber auch da halten wir uns daran, dass wir uns öffentlich nicht zu Zwischenständen äußern."

Um sein Amt muss der Manager offenbar nicht fürchten. Die Aufsichtsräte des Audi-Mutterkonzerns Volkswagen, bei dem Stadler ebenfalls im Vorstand sitzt, sollen sich darauf verständigt haben, ihn auf seinem Posten zu belassen. Auf die Frage, ob er sich persönlich Vorwürfe mache, antwortet Stadler im Gespräch dennoch nur ausweichend. "Zunächst müssen alle Fakten auf den Tisch, dann werden sie bewertet", sagte er.

(frin)
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