Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery Ärzte wollen schnellere Überweisungen

Berlin · Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hält die von der Bundesregierung geplante Termingarantie für einen Arztbesuch für "unsinnig". Das Termin-Management müsse in Händen der Ärzte bleiben, fordert er - und macht einen eigenen Vorschlag.

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery: Ärzte wollen schnellere Überweisungen
Foto: dpa, Marijan Murat

Gesetzlich Versicherte sollen nach Vorstellung der Ärzteschaft künftig per "dringlicher Überweisung" besonders schnell zu einem Facharzt vermittelt werden können. Damit setzen die Ärzte der von der Bundesregierung geplanten Termingarantie bei Fachärzten für Kassenpatienten einen eigenen Vorschlag entgegen.

Schwarz-Rot plant laut Koalitionsvertrag, dass Kassenpatienten, die nicht binnen vier Wochen einen Facharzttermin erhalten, in einer Klinik versorgt werden sollen. Hintergrund ist, dass Kassenpatienten häufig länger auf einen Termin warten müssen als Privatpatienten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen für die Organisation der Terminvergabe verantwortlich sein.

Aus Sicht der Ärzteschaft ist die geplante Termingarantie allerdings unpraktikabel. "Das halte ich für unsinnig", sagte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery unserer Redaktion. Bislang sei es ja schon so, dass die Hausärzte in dringenden Fällen bei der Vermittlung eines Fachkollegen helfen würden. Die geplante Termingarantie würde letztlich dazu führen, dass die weniger schweren Fälle ins Krankenhaus gingen, sagte Montgomery. Darauf aber seien die Kliniken nicht eingestellt.

Elf Prozent warten länger als drei Wochen

"Das Terminmanagement muss in den Händen der Ärzte bleiben", forderte Montgomery. Patienten, die dringend zu einem Facharzt müssen, sollten einen Termin in kürzester Zeit mit einer Überweisung ihres Hausarztes erhalten. "Dafür könnte man eine neue Form der dringlichen Überweisung schaffen", betonte Montgomery. Wer ohne Überweisung seines Hausarztes einen Facharzttermin wünsche, müsse unter Umständen etwas länger warten. "Wichtig ist, dass Termine beim Facharzt weiterhin aus medizinischen Gründen vergeben werden."

Die Wartezeiten für Kassenpatienten auf einen Facharzttermin sind schon seit Jahren in der Debatte. Die Sozialdemokraten wollten bislang die teils ungerechte Terminvergabe für Kassen- und Privatpatienten durch eine einheitliche Bürgerversicherung beseitigen. Nach einer Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung aus diesem Jahr müssen elf Prozent der gesetzlich Versicherten länger als drei Wochen auf einen Arzttermin warten, bei den privat Versicherten sind dies nur vier Prozent. Bei Fachärzten muss mehr als jeder fünfte Patient länger als drei Wochen warten.

Die Wartezeiten hängen auch von der Fachrichtung der Mediziner ab. Am schnellsten gibt es einen Termin beim Hausarzt. Bei Psychiatern, Kardiologen, Frauenärzten, Urologen, Hautärzten, Orthopäden und Augenärzten müssen mehr als die Hälfte aller Versicherten länger als drei Wochen warten.

(RP)
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