Paris AfD und Front National mit ähnlichen Schwächen

Paris · Die französischen Rechtspopulisten haben viele Abspaltungen hinter sich, die der AfD bevorstehen könnten.

Als der Wahlerfolg der AfD klar war, reagierte Marine Le Pen noch euphorisch. "Bravo an unsere Verbündeten von der AfD für dieses historische Ergebnis", twitterte die Chefin des Front National (FN). Stunden später zeigte sich allerdings, dass die deutsche Schwesterpartei in denselben Problemen steckt wie der FN: Vier Tage nach Le Pens Vize Florian Philippot warf auch AfD-Vorsitzende Frauke Petry die Brocken hin. "Es passiert bei den Rechtspopulisten ziemlich häufig, dass der Wahlerfolg Auftakt für eine Reihe von Abspaltungen ist", sagt der französische Spezialist für die extreme Rechte, Jean-Yves Camus.

In Frankreich hatte Le Pen ihren Vordenker in die Trennung getrieben, nachdem dessen antieuropäische Linie bei den Wahlen nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Im Gegensatz zur noch jungen AfD hat der FN in seiner mehr als 40 Jahre langen Geschichte schon mehrere Abspaltungen hinter sich. 1999 kehrte der damalige Vize Bruno Mégret der Partei den Rücken und gründete eine neue Formation. Erfolg hatte er mit seinem "Putsch", wie Jean-Marie Le Pen den Abgang nannte, allerdings nicht: Bei der Präsidentschaftswahl 2002 kam er nur auf 2,3 Prozent, während Le Pen es in die Stichwahl gegen Jacques Chirac schaffte. "Die Konsequenzen der Abspaltung messen sich nicht nur im Wahlergebnis, sondern auch in der Fähigkeit der Partei, über gut ausgebildete Leute zu verfügen. Mit Mégret sind damals viele Parteikader gegangen", gibt Camus zu bedenken.

Die meisten Anhänger Mégret kamen allerdings zurück und besetzten unter Marine Le Pen Spitzenpositionen. Mit der 49-Jährigen, die die Führung 2011 von ihrem Vater übernahm, legte der FN Wahl für Wahl zu und wurde 2014 bei der Europawahl stärkste Partei. Noch immer stoßen die Rechtspopulisten sich allerdings an einer "gläsernen Decke" von rund 30 Prozent, die bei den Regionalwahlen 2015 auch verhinderte, dass sie eine der 13 Regionen gewannen. "Das ist die Schwäche der Anti-System-Parteien: Da sie gegen das System sind, will keine andere Partei mit ihnen zusammengehen", erklärt Camus. "Um sich an der Regierung zu beteiligen, muss man seine Rhetorik mäßigen können." Das gelte auch für die AfD. "Wenn sie irgendwann einmal eine Koalition bilden will, muss sie nationalistische und antisemitische Sprüche vermeiden."

Genau das tut der FN seit Jahren. Die Strategie der "Entteufelung" hatte Marine Le Pen nach dem Abgang ihres Vaters eingeleitet, der mehrfach wegen antisemitischer Äußerungen verurteilt worden war. Seither steigt der Anteil derer, die mit den Positionen der Partei einverstanden sind.

(RP)
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