Porträt Alexander Gauland - AfD-Vize und Russlandversteher
Mit 73 erlebt der ehemalige CDU-Mann Alexander Gauland den "glücklichsten Moment" seiner politischen Karriere. Als Spitzenkandidat der AfD nahm er im Herbst 2014 mühelos die Fünf-Prozent-Hürde bei den Wahlen in Brandenburg.
Parteichef Bernd Lucke lieferte umgehend Glückwünsche ab. Gauland ist mit diesem Ergebnis so etwas wie der Stimmenkönig der AfD. Zwölf Prozent, das schaffte noch keiner. Der Publizist und Intellektuelle wehrt sich gegen den Verdacht, ein Rechtspopulist zu sein. Er wende sich "ausdrücklich nicht an Menschen mit rechtsextremem Gedankengut", beteuerte er im Wahlkampf.
Dass eine solche Klarstellung überhaupt nötig war, hatte auch mit Gaulands Wahlkampfthemen zu tun haben: Kampf gegen Grenzkriminalität, zeitweilige Wiedereinführung von Grenzkontrollen, Begrenzung von Zuwanderung, Pflege konservativer Familienleitbilder.
Längst aber spielt für Gauland die Landespolitik nur noch eine Nebenrolle. Mit Beginn der Flüchtlingskrise exponierte er sich zunehmend.
Immer wieder sorgte er mit radikalen Äußerungen für Aufsehen. "Wir können uns nicht von Kinderaugen erpressen lassen", lautete einer davon, Flüchtlingshelfer bezeichnete er als "nützliche Idioten".
Verzweiflung? Kalkül? In der Politik ist Gauland jedenfalls kein Anfänger. Mehr als 40 Jahre war der geborene Chemnitzer Mitglied der CDU, die ihm aber unter Angela Merkels Führung fremd geworden war.
Gauland vermisste das konservative Profil. So wurde er im Frühjahr 2013 zum Mitbegründer der AfD. Den Weg ins politische Geschäft hatte der studierte Jurist schon 1972 eingeschlagen, als er beim Bundespresseamt in Bonn anheuerte. Danach war er zehn Jahre Büroleiter beim Frankfurter CDU-Oberbürgermeister Walter Wallmann.
Als Wallmann 1987 hessischer Ministerpräsident wurde, übernahm Gauland die Leitung der Staatskanzlei. Später wird er Zeitungsmann, wird Herausgeber der in Potsdam erscheinenden "Märkischen Allgemeinen Zeitung", im Berliner "Tagesspiegel" schreibt er Kolumnen. Gerne formulierte er in seinen Texten das Unbehagen des konservativen Bürgertums angesichts des gesellschaftlichen Wandels.
Im Wahlkampf sorgte er mit einem offenen Disput für Aufsehen. Auslöser waren seine offen ausgesprochenenen Sympathien in der Ukraine-Krise: Gauland gilt als Putin-Versteher. Die russische Annexion der Krim verharmloste er als "Einsammeln russischer Erde" durch den Kreml. Gauland geriet in offenen Streit mit Lucke, als dieser im Europaparlament einer russlandkritischen Resolution zustimmte.
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