Bilanz des Auslandseinsatzes am Hindukusch Afghanistan-Einsatz kostet elf Milliarden Euro

Berlin · Deutschland hat sich den Einsatz in Afghanistan bis zum Ende dieses Jahres über elf Milliarden Euro kosten lassen. Das geht nach Informationen unserer Redaktion aus Berechnungen verschiedener Ministerien hervor. Danach kostete die Beteiligung der Bundeswehr an der Isaf-Militärmission 8,15 Milliarden Euro, eine gute Milliarde zahlte daneben das Auswärtige Amt, und knapp zwei Milliarden steuerte das Entwicklungsministerium bei.

Seit Anfang 2002 wurden am Hindukusch 51 deutsche Soldaten und drei Polizisten getötet. "Diese Anstrengungen dürfen nicht umsonst gewesen sein", sagte der Chef des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant André Wüstner. Das Engagement der Staatengemeinschaft könne langfristig nur erfolgreich sein, wenn einheimische Sicherheitskräfte, Verwaltung, Wirtschaft und Justiz vorankämen. "Dringend" müsse darum geklärt werden, wie es mit einer Folgemission nach 2014 weitergeht.

Wüstner forderte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) auf, seine guten Kontakte zur Vermittlung zu nutzen, damit nun schnellstens das Stationierungsabkommen zwischen Afghanistan und den USA unterzeichnet werden könne. "Die Kanzlerin sollte gemeinsam mit Präsident Barack Obama klarstellen, dass Afghanistan dem Westen nicht egal ist und weiterhin alles für die nachhaltige Stabilisierung nach afghanischem Standard getan wird", betonte Wüstner. Alles andere sei den Streitkräften nicht zu vermitteln.

Nach einer Übersicht der Organisation Icasulties wurden seit Beginn des "Krieges gegen den Terror" 3410 Gefallene verzeichnet. Den höchsten Blutzoll trugen die USA (2301 Getötete), Großbritannien (447), Kanada (158), Frankreich (86), Deutschland (54), Italien (48), Dänemark (43), Australien (40), Polen (38) und Spanien (34). Gestern starben drei weitere Nato-Soldaten bei einem Selbstmordattentat in Kabul; ihre Nationalität wurde nicht mitgeteilt.

Die deutschen Militärausgaben stiegen von 306 Millionen auf fast 1,3 Milliarden Euro jährlich. 2014 soll der Kampfeinsatz zwar beendet werden, doch werden sich die dadurch gesparten Kosten zunächst kaum bemerkbar machen, da Tausende von Fahrzeugen und Containern per teurer Luft- oder Schiffsfracht nach Deutschland zurücktransportiert werden müssen. Auch hohe Abschreibungen zeichnen sich wegen des im Land verbleibenden Materials ab. Die aufgeführten Kosten von 8,15 Milliarden von 2012 bis heute enthalten auch noch nicht den Sold für die am Hindukusch eingesetzten Soldaten, sondern lediglich ihren Auslandsverwendungszuschlag.

Nach anderen Experten-Berechnung inklusive Heilbehandlung verwundeter und traumatisierter Soldaten und weiterer Folgeschäden belaufen sich die langfristigen Kosten des Einsatzes auf 18 Milliarden Euro.


(RP)
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