Peking Regimekritiker Ai Weiwei will nach Deutschland reisen

Peking · Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei hat nach über vier Jahren seinen Reisepass von den chinesischen Behörden zurückerhalten. Das bestätigte eine Sprecherin seines Studios. Zuvor hatte der 57-jährige Ai ein Bild von sich und dem Pass beim Fotodienst Instagram gepostet. Menschenrechtsgruppen wie Amnesty und Human Rights Watch begrüßten die Rückgabe des Passes.

Ai Weiwei - vom Künstler zum Regimegegner
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Foto: dpa/Michael Kappeler

Chinas berühmtester zeitgenössischer Künstler war 2011 wegen angeblicher Wirtschaftsvergehen auf dem Weg nach Hongkong von der Polizei festgenommen worden. Nach 81 Tagen in Einzelhaft kam er wieder auf freien Fuß. Danach stand er zunächst unter Hausarrest. Anklage wurde nicht erhoben. Aber sein Pass wurde einbehalten.

Eine der ersten Reisen Ais könnte nun nach Deutschland gehen. Der Künstler will nach eigenen Angaben seinen sechsjährigen Sohn besuchen, der in Berlin zur Schule geht. Außerdem will er sich in Deutschland einer Nachuntersuchung seiner Kopfoperation unterziehen. Ai war 2009 in München operiert worden, um die Spätfolgen eines brutalen Übergriffs chinesischer Beamter auf ihn zu behandeln.

Vor seiner Reisesperre hatte Ai zudem eine Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin angenommen, die er bisher nicht antreten konnte. An der Universität wurde die Nachricht von der Aushändigung des Passes mit Freude aufgenommen und als "positives Zeichen" gewertet - sowohl für Ai Weiwei persönlich als auch für seine Gastprofessur. Diese rücke nun "möglicherweise in greifbarere Nähe", sagte ein Sprecher.

Ai Weiwei gilt als "soziales Gewissen" Chinas, weil er sich immer wieder kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in dem Land auseinandersetzt. Im Berliner Martin-Gropius-Bau war ihm im vergangenen Jahr eine große Ausstellung gewidmet, die rund 240 000 Menschen sahen.

(RP)
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