Düsseldorf Airlines sollen Kunden entschädigen

Düsseldorf · Der Touristikkonzern Tui lenkt im Streit um die Ausgliederung seiner Ferienfliegersparte ein. Politiker ermuntern Kunden, Schadenersatz für Ausfälle zu fordern. Der Flugbetrieb soll sich morgen normalisieren.

Im Streit von Tui mit seiner Belegschaft um die Ausgliederung des Ferienflieger-Geschäfts übt nun sogar die Politik Druck auf den Reisekonzern aus. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) forderte Reisende auf, Schadenersatz zu fordern, nachdem gestern fast alle 110 Flüge von Tuifly gestrichen worden waren. In Düsseldorf fielen acht Abflüge aus, aber keine Maschine des Partners Air Berlin. Wegen der Ausfälle saßen gestern rund 900 Passagiere in verschiedenen Urlaubsgebieten fest.

Hunderte Piloten und Kabinenmitarbeiter hatten sich kurzfristig krankgemeldet. Die Forderung nach Schadenersatz trifft auch Air Berlin, wo gestern 50 von über 500 Flügen ausfielen, weil Tuifly 14 Maschinen des Partners betreibt. Zuvor hatte auch die niedersächsische Regierung Tui für die Ankündigung kritisiert, Passagiere mit Hinweis auf höhere Gewalt nicht zu entschädigen.

Die Forderung nach Kompensation zusätzlich zur Rückzahlung des Flugpreises unterstützte Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. "Speziell Tui muss beim Thema Entschädigungen auf die Kunden zugehen. Das Unternehmen hat die Krankmeldungen auch mit seinem Hauruck-Kurs provoziert, also kann es sich nun nicht einfach auf höhere Gewalt berufen", sagte Müller.

Anlass für den Disput ist der Plan von Tui, sein Ferienflug-Geschäft mit 40 Maschinen in eine Gemeinschaftsfirma mit Air Berlin einzubringen. Tui versuchte gestern, den Konflikt zu entschärfen. Auch angesichts des politischen Drucks verkündete der Konzern, dass der Aufsichtsrat noch nicht am 26. Oktober die Ausgliederung beschließen werde. Der neue Termin soll Mitte November sein. Das wurde bei einem runden Tisch von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) mit der Gewerkschaft Verdi und der Pilotenvereinigung Cockpit bestätigt, nachdem Tui Gespräche mit Arbeitnehmern geführt hatte.

Zudem gab Tui bekannt, dass Tuifly für mindestens drei Jahre eine deutsche Gesellschaft bleibt. Die Belegschaft befürchtet Tarifflucht, weil eine österreichische Stiftung neuer Inhaber wird. Die Arbeitsverträge sollen weiter gelten; es wird keine Einschnitte bei Gehältern geben.

Als Ergebnis würden am morgigen Sonntag voraussichtlich 115 Flüge starten, teilte Tui am Abend mit. Auch wenn es noch zu Verzögerungen kommen könne, gehe man davon aus, "dass der Flugplan in Kürze wieder stabil und mit gewohnter Zuverlässigkeit läuft". Heute sollen allerdings noch einmal 118 Flüge ausfallen. Kunden können sich unter der Nummer 0800 9006090 informieren.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) begrüßte die Entspannung: "Alles, was der Vertrauensbildung dient, ist geboten. Dazu gehören Transparenz und eine gute Kommunikation." Er ergänzte: "In NRW beginnen die Herbstferien, die man niemandem verhageln sollte."

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, zeigte sich über die Vorgänge bei Tui erstaunt. "Ich wundere mich schon, dass ein Unternehmen in einem so komprimierten Zeitraum so viele Krankmeldungen hat", sagte Gassen. Den Ärzten könne man aber keinen Vorwurf machen: Sie sähen immer nur einzelne Patienten. "Wenn diese glaubwürdig ein Krankheitsbild schildern, dann ist es schwierig zu sagen, dies sei nur vorgespielt." Als Arzt gehe er davon aus, dass Patienten so etwas nicht täten. "Das wäre ja Erschleichen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, was nicht erlaubt ist."

(RP)
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