Akt der Verzweiflung

Die Übergabe von mehr als 360.000 Unterschriften von Hinterbliebenen und Betroffenen der Loveparade-Katastrophe, um einen Prozess gegen die Verantwortlichen doch noch ins Rollen zu bringen, ist ein deutliches Signal. Es zeigt, dass das Interesse an der Aufarbeitung des Unglücks im Land immens ist und dass viele Menschen über ein derart folgenschweres Versagen nicht hinweggehen wollen, als wäre nichts gewesen.

Es ist aber auch ein Akt der Verzweiflung. Denn selbst die überwältigende Zahl an Unterschriften ändert nichts an der Tatsache, dass ein Gericht darüber befinden muss, ob ein Prozess aufgrund der vorliegenden Faktenlage zu einem Ergebnis führt. Die Duisburger Richter verneinten dies; ob das Oberlandesgericht das anders sieht, ist ungewiss. Die Frage ist, ob ein Prozess, bei dem am Ende möglicherweise keine Schuldigen benannt werden können, wirklich dazu beiträgt, die Katastrophe aufzuarbeiten. Aus Sicht der Betroffenen besteht daran wohl kein Zweifel: Sie haben auch unterschrieben, damit endlich öffentlich über das Unglück geredet wird.

(RP)
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