Berlin Angst vor Terror besonders hoch

Berlin · Die Mehrheit der Bürger fürchtet sich vor Anschlägen und Migrationsfolgen.

Im Dezember 2016 tötete der islamistische Terrorist Anis Amri mit einem Lastwagen ein Dutzend Menschen auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz. Ein halbes Jahr später fragten Meinungsforscher für die R+V Versicherungen 2400 Bürger in persönlichen Interviews nach ihren größten Ängsten. Das Ergebnis: Die am häufigsten genannte Angst ist die vor Terrorismus.

Dabei ging der Wert vom Rekordhoch 73 Prozent vor einem Jahr auf nun 71 Prozent zurück. Dennoch sprachen die Herausgeber bei der Vorstellung der Studie gestern in Berlin von einem der höchsten jemals gemessenen Werte in der 26-jährigen Geschichte der Untersuchung. Mit deutlichem Abstand auf Terrorismus folgen wie im Vorjahr die Ängste vor politischem Extremismus (62 Prozent) und vor Spannungen durch den Zuzug von Ausländern (61 Prozent). Insgesamt sind die Ängste in der Studie 2016 sprunghaft angestiegen. Nun sind die Werte bei den meisten der zehn größten Ängste wieder um mehrere Prozentpunkte gefallen. Besonders drastisch war der Rückgang bei der Furcht vor wirtschaftlichem Abstieg (bis zu 17 Punkte weniger als 2016). Leichte Zunahmen gab es dagegen bei der Angst vor Naturkatastrophen (56 Prozent, plus vier Prozentpunkte) und vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln (58 Prozent, plus ein Prozentpunkt).

Bemerkenswert sind die regionalen Unterschiede. So stieg die Angst in ostdeutschen Bundesländern vor Naturkatastrophen um 13 Prozentpunkte an, in westlichen Ländern nur um zwei Punkte. In Berlin, das die meisten Toten bei den bisherigen Anschlägen in Deutschland zu beklagen hatte, wird die Angst vor Terror am zweithäufigsten genannt, der Wert liegt mit 56 Prozent aber deutlich unter dem bundesweiten Schnitt und nahm gegenüber dem Vorjahr um neun Punkte ab.

In Nordrhein-Westfalen dominiert wiederum die Furcht vor Terror (76 Prozent), politischem Extremismus (71 Prozent) sowie Schadstoffen in Nahrungsmitteln (68 Prozent). Dem sei hinzugefügt, dass die Erhebung zwischen Ende Juni und Ende Juli erfolgte, also kurz bevor der Skandal um Fipronil-Eier in Deutschland breit wahrgenommen wurde.

Grundsätzlich, das zeigte sich auch in den früheren R+V-Erhebungen, sind Frauen im Ergebnis etwas ängstlicher als Männer. Als Fazit sagte der Heidelberger Politologe Manfred Schmidt, die Top-Ängste der Deutschen würden über einen längeren Zeitraum betrachtet in diesem Jahr sehr hoch liegen.

Die geringste Angst haben die Bundesbürger übrigens vor dem Zerbrechen ihrer eigenen Partnerschaft: Nur 17 Prozent haben diese Furcht.

(jd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort